Ehud Nahir beschreibt in seiner "Geschichte des Wiener Kens" den Abend des
11. M?rz 1938 in Wien: "Bis an mein Lebensende werde ich diese bitteren Stunden
niemals vergessen. Die dramatische Mitteilung Schuschniggs, dass die deutsche
Wehrmacht die ?sterreichischen Grenzen ?berschritten hatte und sein Appell an
das Volk, auf Widerstand zu verzichten, da er um keinen Preis gesonnen sei,
deutsches Blut zu vergie?en."
Gleichzeitig mit der ?bertragung von Bundeskanzler Schuschniggs Rede im
Radio Wien, f?llten sich Stra?en mit tausenden Jugendlichen in Nazi-Uniformen.
Einige Chaverim des Kens hatten die Absicht, auch an diesem Abend an einer
Demonstration der Arbeiter gegen den Nationalsozialismus teilzunehmen. Aber die
Prozessionen der Nazis, die Lieder und antisemitische Parolen gr?hlend durch die
Stra?en marschierten und die Betrunkenen hielten sie davon ab. Es gab auch
niemanden mehr, dem sie sich anschliessen konnten.
Am n?chsten Tag fanden die Chaverim das Ken versiegelt. Sie waren ratlos. Auf
den Stra?en herrschte der braune Terror und er zeigte tausend Gesichter. Juden
wurden aus ihren H?usern gezerrt und gezwungen, die Stra?en zu reinigen. Auf den
Gesch?ften wurden Schilder mit der Aufschrift "Kauft nicht bei Juden"
angebracht.
Die Absicht der nationalsozialistischen Regierung gegen?ber den
Juden war bald klar: Zwang zur Auswanderung. Und vor den Konsulaten wurden die
Menschenschlangen immer l?nger ...
Im August 1938 kam Adolf Eichmann nach Wien und wurde Chef der
"Zentralstelle f?r j?dische Auswanderung". In weniger als 18 Monaten verliessen
ungef?hr 150.000 Juden das Land.
Einige Wochen lang ruhten die Aktivit?ten des Shomer fast vollst?ndig. Die
Nationalsozialisten stellten am 17. Mai 1938 mit dem "Gesetz ?ber die
?berleitung und Eingliederung von Vereinen und Verb?nden" HaShomer HaZair unter
den "Zionistischen Jugendverband".
HaShomer HaZair mietete ein neues und gr??eres Ken und er?ffnete ein B?ro im
Geb?ude des Pal?stinaamtes. Immer mehr Jugendliche schrieben sich ein. Alle, die
sich an den Shomer um Hilfe wandten, wollten so schnell wie m?glich auswandern.
Drei Hauptanliegen schenkte HaShomer HaZair in jenen Tagen besondere
Aufmerksamkeit: den erzieherischen Aktivit?ten, den Vorbereitungsmachanot f?r
Jugendliche vor der Auswanderung und der Vorbereitung der Bogerim.