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1916 - 2001
"Chasak w'Ematz"
85 Jahre HaShomer HaZair
Ken Wien

Zum deutschen Index des P?dagogik Zentrums


"Ich geh' in den Shomer, weil ...

Im Shomer war ein Pingpong Tisch und im Gordonia war keiner."
Ken-Leben im Laufe der Jahrzehnte

Der sch?nste Platz der Welt - Ehud Nahir: Ken-Leben in den Dreissigerjahren

Derjenige, der den Treffpunkten unserer Bewegung den Namen "Ken" - "Nest" gab, hat es gut gemacht. Dieses Wort trifft wie kein anderes die Wirklichkeit des "Klublokals" des HaShomer HaZair. Warm, geborgen, Zuhause. F?r die meisten von uns war das Ken mindestens das zweite Zuhause, aber nicht wenige fanden dort ihr erstes und wichtigstes Heim. Es war unser Obdach, unsere Zuflucht vor allen Problemen und Bedr?ngnissen. Es gab nichts Sch?neres. So meinten wir unbefangen und so sahen wir es in all den Jahren unserer Kindheit und Jugend und so erinnere ich mich daran bis heute. Aber wenn wir fragen, was es eigentlich in unserem "Wunderpalast" gab, so m?ssen wir ?beraschenderweise zugeben, da? das Ken damals nur ein armseliger und feuchter Keller war, ohne Toiletten, ohne Wasser, fensterlose Zimmer. Die Beleuchtung bestand aus einer schwachen Gl?hbirne oder einer flackernden Kerze. Die M?bel waren ein Tisch und einige ungehobelte B?nke. Es ist heute wirklich schwer, zu glauben, da? wir in einem solchen Ken jahrelang jeden Abend unsere Zeit verbrachten, unz?hlige Stunden, und da? wir niemals ?ber das Fehlen der Toiletten und des Wassers ein Wort verloren. Wie haben wir uns eingerichtet? Die L?sung hie? jugendliche Begeisterung. Wir haben diesen "Luxus" einfach nicht gebraucht. Unter diesem physischen und ?u?erlichen Gesichtspunkt wurde das Ken von jedem Besucher von Drau?en gesehen. In unserer Vorstellung war das Ken der sch?nste Platz der Welt, strahlend und wunderbar. ...

Ich erinnere mich an das erste fundamentale Erlebnis als neuer Chaver des HaShomer HaZair. Ich trat gemeinsam mit f?nf Freunden in den Shomer ein. Wir kamen alle aus einer g?nzlich assimilierten Umgebung und wu?ten nichts ?ber Judentum. ... Langsam, langsam n?herten wir uns und lernten das Judentum kennen, wir lernten Einzelheiten aus der Geschichte unseres Volkes, ein bi?chen Hebr?isch, wir h?rten von der zionistischen Idee, ?ber Eretz Israel und den Kibbutz. Zum ersten Mal in unserem Leben erhielten wir eine j?dische Erziehung, nicht versch?mt, sondern ernsthaft und stolz. Pl?tzlich sch?mten wir uns nicht mehr f?r das Jiddische, das bis geringsch?tzig betrachtet hatten, eine Sprache, gut f?r Schl?fenlocken- und Kaftantr?ger, die uns schmutzig und l?cherlich vorkamen. Kurz nach meinem Eintritt in die Bewegung nahm uns unser Madrich ins jiddische Theater mit. Das St?ck hie? "Ein Zertifikat nach Pal?stina" mit einer ber?hmten Schauspielerin in der Hauptrolle. Wir verstanden fast kein Wort, und wenn alle lachten, wu?ten wir nicht, warum.
Aber, siehe da, nach kurzer Zeit verstanden wir bereits Chaverim aus Eretz Israel oder Polen, die uns im Ken besuchten und mit uns Jiddisch sprachen. ...
Dies zur j?dischen Erziehung, die wir durch die Bewegung genossen. Aber dies war nur eine Seite, nur ein Teil der shomerischen, ideologischen Erziehung. Die zweite Seite bestand aus der sozialistischen Erziehung zu Gerechtigkeit, Gleichheit, Br?derlichkeit unter den V?lkern und Humanit?t gegen?ber dem Leid des N?chsten und der tiefen Solidarit?t mit den Unterdr?ckten, gleich welcher Religion, Nationalit?t, Hautfarbe oder Rasse. Wir tanzten und sangen im Ken, auf unseren vielen Ausfl?gen in die Wiener Umgebung und auf den Winter- und Sommerlagern die Lieder der Arbeiterbewegung und der Revolution. ...

Das Ken war auch so etwas wie eine Schule f?r Autididakten. Unsere Madrichim erweckten in uns eine intellektuelle Neugier, ein Interesse an der Wissenschaft und am Lesen. Bis in die sp?ten Nachtstunden lasen wir alles, was wir bekommen konnten: Die Literatur der sowjetischen Revolution, Gorki und die Gro?en der russischen Literatur des 19. Jahrhunderts. Selbstverst?ndlich gingen wir auch an den Schriften Lenins und Trotzkis nicht vorbei. Wir "verschlangen" Balzac, Anatole France, Victor Hugo und alles von Romain Rolland. Wir machten Bekanntschaft mit den wichtigsten deutschen und ?sterreichischen Schriftstellern, mit den Klassikern des 18. und 19. Jahrhunderts und unseren gro?en Zeitgenossen wie Heinrich Mann, Klaus Mann, Erika Mann, Jakob Wassermann, Klabund, Rainer Maria Rilke, Franz Werfel, Kurt Tucholsky, Ernst Toller, Berthold Brecht, Alfred D?blin, Stefan Zweig und Arnold Zweig. ... Wir besch?ftigten uns mit den Klassikern des Marxismus, mit den B?chern Freuds, Adlers und Reichs. Wir lasen Schriften ?ber Zionismus, Eretz Israel und den Kibbutz. Ich kenne keine bessere Schule als jene, die wir durch die Bewegung erhielten. Ich empfinde bis heute gegen?ber unseren Madrichim ein tiefes Gef?hl der Dankbarkeit, da? sie uns eine Welt erschlossen, die uns sonst unbekannt geblieben w?re. Die meisten unserer Chaverim waren Abg?nger der Volksschule, die nur acht Jahre dauerte. Im Alter von vierzehn Jahren gingen sie bereits arbeiten. Auch die ?ltere Jugend im Ken arbeitete meistens und ging nicht mehr in die Schule. Nur ein geringer Prozentsatz der Chaverim besuchte ein Gymnasium. ...

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P?dagogik Zentrum
Direktor: Dr. Motti Friedman
Web Site Manager: Esther Carciente, esthers@jajz-ed.org.il
Deutsche Seiten: Dr. Chani Hinker
13/05/01


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