Man?s Sperber
Wenn wir uns an die Chaverim des fr?hen HaShomer HaZair in Wien erinnern,
dann darf ein Name nicht fehlen: Der des Psychologen, Philosophen,
Schriftstellers und Essayisten Man?s Sperber, geboren 1905 in Ostgalizien und
gestorben 1984 in Paris.
Die Familie Sperber floh 1916 vom Kriegsschauplatz im Osten nach Wien.
In seiner Autobiographie "Die Wassertr?ger Gottes" schreibt Sperber:
"Im Herbst und Winter 1917 traf sich unsere Kwutza im Keller eines Hauses in
der Biberstra?e. Die gro?en, ungeheizten Zimmer geh?rten einer j?dischen
Studentenvereinigung, die dort die bei den Studenten ?blichen Fecht?bungen
ausf?hrte. Sie waren alle in der Armee. Wir spielten mit ihren Degen und S?beln
und imitierten - um uns anzuw?rmen - die damals unter den ?sterreichischen
Offizieren und Adeligen gebr?uchlichen Duelle. Die meiste Zeit widmeten wir dem
Hebr?ischunterricht und dem Lernen ?ber zionistische Pers?nlichkeiten und Eretz
Israel. Bei unseren sonnt?glichen Ausfl?gen in den Wienerwald ?bten wir Appelle
mit hebr?ischen Befehlen. Ich nahm daran von selbst mit gro?em Ernst und Eifer
teil. Zwar wurde ich von allem Milit?rischen abgesto?en, aber wie alle anderen
Chaverim verstand auch ich, da? der Sinn dieser ?bungen darin bestand, die
"Galut-Mentalit?t" in uns zu entwurzeln. Wir waren fest entschlossen, uns nicht
mehr mit dem Schicksal, das f?r unser Volk bestimmt war, abzufinden,
Generationen und Generationen geha?t von unseren Feinden, mi?achtet und
erniedrigt. Wir wollten uns niemals mehr dem Feind beugen, sondern ihm aufrecht
und stolz gegen?ber stehen. Unsere Eltern hatten Angst, sich zu weit von ihren
Wohnungen zu entfernen. Sie f?rchteten sich, in den D?rfern auf Leute zu
treffen, die ihnen das Existenzrecht absprachen. Alle unsere Kwutzot, die einen
Ausflug machten, trugen an der Spitze stolz eine blau-wei?e Fahne mit dem
Davidstern. Von nun an wird es keine Beleidigung ohne passende Antwort und
Strafe geben. Wenn wir auch nur wenige waren und schw?cher als jene, die uns
provozierten, wichen wir nicht zur?ck und entfernten uns. Keine Flucht mehr vor
ihnen. Niemals wieder! Dies lehrte uns der Shomer, gemeinsam mit den
Grunds?tzen, die von den Pfadfindern hochgehalten wurden: Ein wahrheitsliebender
Mensch zu sein, sich von der L?ge fern zu halten, allen br?derlich zur Seite zu
stehen und jeden Tag wenigstens eine gute Tat. "Sei bereit!" Noch vor dem jahr
1918 vewandelte sich der Shomer von einer j?dischen Pfadfindergruppe in eine
wirklich revolution?re Jugendbewegung. Den ersten Ansto? zu dieser ?nderung
gaben zweifellos die Erwachsenen unter uns. Die jungen, die auf Fronturlaub
kamen und ?ber ihre Erlebnisse dort erz?hlten. Die bolschwistische Revolution
erweckte unsere Bewegung sozial-revolution?r, die Anh?nger der Narodniki und der
Anarcho-Kommunismus Kropotkins, der Prinz meiner Revolution, mehr als der
Marxismus. Kropotkin beeindruckte uns tief und half uns sicher in einem hohen
Ma?, dem HaShomer HaZair in Wien jene richtungsweisenden Ideen zu geben, die
sp?ter im Kibbutz verwirklicht wurden."