Kampf und Verteidigung
Die Palaestinenser
EinfuehrungPalaestina" ist ein Name fuer das Gebiet von "Eretz Israel", das Land Israel. "Palaestina" wird vom hebraeischen Wort "pleschet" abgeleitet, das den suedlichen Kuestenstreifen bezeichnet, der in biblischer Zeit von den Philistern bewohnt war. Die Griechen verwendeten den Namen "Palaestina" fuer das ganze Land Israel.
Im zweiten Jahrhundert v. d. Z. nannten die Roemer den Suedteil ihrer Provinz Syrien "Syrien Palaestina". Ab der byzantinischen Zeit wurde "Palaestina" der offizielle Name von Eretz Israel fuer Nichtjuden.
Der Name "Palaestina" wurde nach der britischen Eroberung 1917 - 1918 einem deutlich definierten Territorium zugewiesen. Die Bewohner beiderseits des Jordans wurden als "Palaestinenser" bezeichnet. Nachdem der oestliche Teil Palaestinas als "Transjordanien" bekannt geworden war, wurde "Palaestina" nur fuer das Gebiet westlich des Jordans verwendet. Die Juden des Jischuws lehnten es ab, als "Palaestinenser" bezeichnet zu werden.
Im Laufe der Zeit wurde die ansaessige arabische Bevoelkerung Palaestinas mit den Palaestinensern identifiziert.
Heute sehen sich etwa vier Millionen Menschen als Palaestinenser. Ihre Zentren sind:
- Jordanien (900.000)
- Judea und Samaria (900.000)
- Gazastreifen (700.000)
- Israel (650.000)
- Libanon (150.000)
- Syrien (150.000)
- Die arabischen oelproduzierenden Staaten (250.000)
- Mehr als 600.000 Palaestinenser leben immer noch in Fluechtlingslagern.
Nur in Israel und Jordanien wurden die Palaestinenser als Staatsbuerger anerkannt.
Vom britischen Mandant zum Unabhaengigkeitskrieg (1918 - 1948)
Die Balfour Erklaerung und die britische Eroberung von Eretz Israel wurden von einem Aufschwung der palaestinensisch - arabischen nationalen Bewegung begleitet.
Am Anfang definierten sich die palaestinensischen Araber selbst als Teil von"Suedsyrien". Im Laufe der Zeit forderten die Palaestinenser die Abschaffung der Balfour Erklaerung und die Errichtung einer lokalen Regierung in Palaestina, die von den Vorkriegsbewohnern gewaehlt werden sollte. 1920 wurde ein Exekutivkomitee gewaehlt. 1923 lehnten die Palaestinenser den britischen Vorschlag einer selbstregierenden Koerperschaft ab.
Nach den Aufstaenden von 1929 wiesen die Briten den palaestinensischen Vorschlag einer legislativen Versammlung, in der die Araber die Mehrheit haben wuerden, zurueck.
1931 wurde eine terroristische Organisation unter Scheich Izz al-Din al-Quassam gegruendet. 1934 kam der Grossmufti von Jerusalem, Scheich Amin al-Husseini, mit Hilfe einer juengeren und radikaleren Moslemgeneration zu mehr Macht. Diese Moslemgeneration war der Ansicht, die juedische Einwanderung und die juedischen Siedlungen koennten nur mit Gewalt verhindert werden. Das Scheitern des Planes eines legislativen Rates Anfang 1936 fuehrte zum Ausbruch der arabischen Revolte. Im Juli 1937 verwarfen die Palaestinenser die Vorschlaege der Peel - Kommission.
Obwohl auch die Veroeffentlichung des Weissbuches von 1939 ein bemerkenswerter Erfolg fuer die Palaestinenser zu sein schien, wurde es von deren Fuehrern abgelehnt.
Waerend des Zweiten Weltkrieges unterstuetzten viele palaestinensisch - arabische Fuehrer die Nationalsozialisten; einige verbrachten die Kriegsjahre sogar in Berlin oder Rom. 1945 gruendete die Arabische Liga das Hoehere Arabische Komitee als repraesentative Koerperschaft der Araber in Palaestina. Diese Organisation opponierte gegen jeden Kompromiss, der von den Briten 1946 vorgeschlagen wurde, und lehnte jede Loesung ab, die Palaestina nicht als rein arabisches Land anerkannte. Das Hoehere Arabische Komitee verwarf den Teilungsplan der Vereinten Nationen vom 29. November 1947 und verkuendete seine Bereitschaft, die Teilung mit Gewalt zu verhindern.
Das Fluechtlingsproblem
Zwischen April und Dezember 1948 verliessen 700.000 palaestinensische Araber ihre Haeuser und Wohnungen und fluechteten in die benachbarten arabischen Staaten und in jene Gebiete, die spaeter von Jordanien (Judea und Samaria bzw. "Westbank") und Aegypten (Gazastreifen) besetzt wurden.
- Viele wurden von der arabischen Fuehrung zur Flucht veranlasst, indem ihnen eine rasche Rueckkehr mit den siegreichen arabischen Armeen in Aussicht gestellt wurde.
- Die Flucht wurde durch arabische Geruechte ueber juedische Gewalttaetigkeiten beschleunigt.
- Waehrend der Invasion der Armeen der arabischen Staaten am 15. Mai 1948, wurden viele arabische Doerfer von ihren Fuehrern evakuiert.
Waehrend der folgenden Kaempfe hielt der Fluechtlingsstrom ueber die von den Arabern gehaltenen Gebiete von Judea und Samaria nach Transjordanien, in den Gazastreifen und - zu einem geringeren Teil - nach Syrien und in den Libanon an.
Das Fluechtlingsproblem entstand aus der arabischen Entschlossenheit, die UN Teilungsresolution vom 29. November 1947, zu vereiteln.
Die Fluechtlinge wurden in ueberfuellten, schmutzigen Lagern gehalten, damit die arabischen Staaten das Elend fuer politsche Zwecke nutzen konnten. Ausser von Jordanien, das den Fluechtlingen die Staatsbuergerschaft verlieh, wurden von keinem arabischen Staat Anstrengungen unternommen, die Lage der Fluechtlinge zu verbessern. 1960 wirkte sich der wirtschaftliche Entwicklung in Jordanien direkt auf das Leben der Fluechtlinge aus: viele verliessen die Fluechtlingslager, fanden Arbeit und wurden in die Gesellschaft integriert.
Das Kernproblem blieb jedoch erhalten: die Fluechtlingslager im Gazastreifen, wo hunderttausende auf kleinstem Raum zusammengepfercht waren.
Waehrend und nach dem Sechs Tage Krieg gab es eine weitere grosse Bevoelkerungsbewegung. Ueber 200.000 Menschen verliessen die Westbank und gingen nach Jordanien, 100.000 wanderten aus dem Golan nach Syrien ab.
Die israelische Regierung hat immer betont, das Fluechtlingsproblem kann und soll nur im Rahmen eines umfassenden israelisch - arabischen Friedensschlusses geloest werden.
Die Palaestinenser von 1948 bis 1967
Als Ergebnis des Unabhaengigkeitskrieges existierten die Palaestinenser nicht laenger als politische Einheit. Diejenigen, die in Israel geblieben waren, wurden israelische Staatsbuerger, jene unter jordanischer Herrschaft erhielten die jordanische Staatsbuergerschaft. Die Fluechtlinge im Gazastreifen bewahrten ihre palaestinensische Identitaet, hatten aber keine eigene Fuehrerschaft.
Zu Beginn der Sechziger Jahre wurde die Idee einer palaestinensischen Einheit von Aegypten und dem Irak wieder aufgebracht. Die arabische Gipfelkonferenz, die im Jaenner 1964 abgehalten wurde, verabschiedete eine Resolution, die zur Vereinigung der arabischen Anstrengungen fuer die palaestinensischen Araber aufrief.
In der palaestinensischen Konferenz im Mai 1964 wurde die Palaestinensische Befreiungsorganisation, PLO, unter der Leitung von Achmed Schekeiry gegruendet, die der Koordinierungsrat fuer alle palaestinensischen Fluechtlinge sein sollte. In den ersten Jahren war die Wirksamkeit der Organisation beschraenkt: ihre Fuehrer mussten von der Arabischen Liga ernannt werden, und der jordanische Koenig hatte alle ihre Aktionen zu befuerworten. Im Jaenner 1965 begann die Al Fatah, die von Yasser Arafat geleitet wurde, gegen Israel zu operieren.
Im Juni 1964 wurde die Palaestinensische Konvention entworfen, die als ideologische Basis fuer den Kampf der Palaestinenser gegen Israel diente und erklaerte, die Palaestinenser wuerden fuer die Befreiung von ganz Palaestina kaempfen, da das Land den Palaestinensern allein gehoere. Nur Juden, die bereits vor 1917 (vor der Bafour Erklaerung) im Land gelebt hatten, sollten als Palaestinenser angesehen werden und die Erlaubnis erhalten, nach der "Befreiung" in Palaestina zu leben.
Am Vorabend des Sechs Tage Krieges erschien die palaestinensische nationale Bewegung, die seit der arabischen Niederlage 1948 praktisch nicht existiert hatte, wieder auf der politischen Bildflaeche.
Die Palaestinenser nach dem Sechs Tage Krieg
Der Sechs Tage Krieg hatte weitreichende Auswirkungen auf die folgende Entwicklung der palaestinensischen nationalen Bewegung.
Der Gazastreifen und die Westbank, die bis Juni 1967 unter aegyptischer bzw. jordanischer Kontrolle gewesen waren, kamen nun unter israelische Oberhoheit. Israels Okkupation des gesamten Gebietes von Eretz Israel, liess die Frage nach der politischen Definition der palaestinensischen Araber wieder akut werden. Zum ersten Mal seit 1948 war es moeglich, die Palaestinenser als politische Einheit zu sehen. Die Palaestinensische Konvention wurde ueberarbeitet und stellte klar und explizit fest, die PLO betrachte Israel als illegales Land und verpflichte sich, nach der Zerstoerung des Staates Israel, einen Palaestinensischen Staat zu errichten.
Nach dem Sechs Tage Krieg wurde die 1965 gegruendete Al Fatah die wichtigste palaestinensische Koerperschaft. 1969 erlangte sie die Kontrolle ueber die PLO. In der palaestinensischen Nationalkonferenz vom Februar 1969 erreichten die Al Fatah und ihre Anhaenger die Mehrheit. Yasser Arafat wurde zum Vorsitzenden der PLO gewaehlt.
1974 wurde die PLO von den arabischen Staaten als alleinige gesetzliche Vertretung des palaestinensischen Volkes anerkannt. Zur selben Zeit erreichte die PLO auch internationale Anerkennung.
Nach dem Libanonkrieg, 1982, wurde die PLO geschwaecht, als die PLO Quartiere von Westbeirut in andere arabische Laender verlegt werden mussten.
Im Dezember 1987 begann mit Demonstrationen junger Palaestinenser im Gazastreifen der Palaestinensische Aufstand, die Intifada, die sich in die besetzten Gebiete ausbreitete und die den Abzug des israelischen Militaers und die Errichtung des Palaestinensischen Staates zum Ziel hatte.
1991 nahmen mit Zustimmung der PLO palaestinensische Repraesentanten an der Friedenskonferenz von Madrid teil. Geheimverhandlungen zwischen der PLO und Israel fuehrten zur gegenseitigen Anerkennung im September 1993 und zu einer Reihe von folgenden Abkommen, die die Geschichte des Konfliktes zwischen diesen beiden Voelkern hoffentlich beenden werden.
Israelisch - palaestinensische Abkommen: Die "Osloer Vertraege"
Im April 1993 begannen Vertreter der israelischen Regierung inoffizielle Gespraeche mit PLO Mitgliedern zu fuehren. Die meisten Gespraeche fanden in Oslo, mit dem norwegischen Aussenminister Johan Joerger Holst als Vermittler, statt.
- Im August 1993 wurden Details dieser Geheimgespraeche bekannt. Waehrend ein grosser Teil der Weltoeffentlichkeit erfreut reagierte, waren Hardliner auf beiden Seiten ueber Einzelheiten eines vorlaeufigen Abkommens veraergert.
- Am 31. August 1993 stimmte Israel prinzipiell dem Plan einer interimen palaestinensischen Selbstverwaltung zu.
- Am 9. September 1993 erklaerte Yasser Arafat in einem Brief an Minsterpraesident Rabin, die PLO anerkenne Israels Recht auf Existenz in Frieden und Sicherheit. Arafat verurteilte Terrorismus und Gewaltakte. Die Regierung Israels anerkannte nach diesem Brief die PLO als Repraesentanten des palaestinensischen Volkes.
- Am 13. September 1993 nahmen 3000 geladene Gaeste an der Unterzeichnung der Israelisch - Palaestinensischen Grundsatzerklaerung teil, die auf dem Rasen vor dem Weissen Haus stattfand. Aussenminister Shimon Peres unterschrieb fuer Israel und Mahmoud Abbas, ein fuehrender Verhandler in den Osloer Geheimgespraechen, fuer die PLO. Die Zeremonie endete mit dem historischen Handschlag zwischen Jitzchak Rabin und Yasser Arafat.
Die Grundsatzerklaerung enthaelt die Bedingungen der propagierten fuenfjaehrigen interimen palaestinensischen Selbstverwaltung. Gemaess der Grundsatzerklaerung sollen Verhandlungen ueber einen permanenten Status des Gazastreifens und der Westbank nicht spaeter als im dritten Jahre dieser fuenfjaehrigen Periode beginnen. Das Abkommen ueber den permanenten Status soll nach den fuenf Jahren in Kraft treten.
Folgende Abkommen, die auch als "Osloer Vertraege" bezeichnet werden, wurden seit der Grundsatzerklaerung unterzeichnet:
- Das Gaza - Jericho Abkommen (4. Mai 1994).
- Ein Abkommen ueber die Vorbereitung des Transfers von Vollmachten und Verantwortungen (29. August 1995).
- Das Israelisch - Palaestinensische Zwischenabkommen ueber die Westbank und den Gazastreifen (28. September 1995).
Verhandlungen ueber einen permanenten Status wurden am 5. Mai 1996 aufgenommen.
Osloer Abkommen unter der Likud-Regierung (Hebron - Wye) 1996-1999
1.) Protokoll ueber den israelischen Abzug aus Hebron - 17. Jaenner 1997
Dieses Protokoll ueber den israelischen Rueckzug aus dem Gebiet um Hebron ist wegen der historischen Bedeutung der Stadt fuer das Judentum wichtig. Darueber hinaus ist dieses Dokument die Fortsetzung der Osloer Abkommen. Nach den Wahlen von 1996 bildete in Israel nicht mehr die Arbeiterpartei, sondern eine Likud-Koalition die Regierung.
Der Abzug liess eine juedische Enklave im Herzen Hebrons zurueck. Eine UN Beobachtungstruppe, die TIPH, bezog in Hebron Stellung.
Text des Abkommens (englisch):
http://www.mfa.gov.il/mfa/go.asp?MFAH00q10
Karten:
http://www.mfa.gov.il/mfa/go.asp?MFAH00s00
http://www.mfa.gov.il/mfa/go.asp?MFAJ01v50
Rueckzug:
http://www.mfa.gov.il/mfa/go.asp?MFAJ00h10
2.) Das Abkommen von Wye River - November 1998
Das Wye Abkommen war das zweite israelisch-palaestinensische Abkommen, das - unter der Schirmherrschaft des amerikanischen Praesidenten Bill Clinton - von der Regierung unter Ministerpraesident Benjamin Netanjahu unterzeichnet wurde. Seine Absicht war, den Friedensprozess wieder aufleben zu lassen, der wegen des palaestinensischen Protestes ueber die umstrittene neue juedische Siedlung von Har Choma und des wachsenden Misstrauens zwischen beiden Seiten zum Stillstand gekommen war.
Netanjahus Haltung gegenueber dem Friedensprozess unterschied sich von der Rabins, Peres' oder Baraks. Die israelische Regierung forderte von der palaestinensischen Seite "Gegenzuege". Netanjahu lehnte es ab, mehr Konzessionen anzubieten, bis die Sicherheit fuer Israel gewaehrleistet sei. Dazu gehoeren:
- Aenderung der PLO Verfassung.
- Aktionen der Palaestinensischen Autonomie gegen die Hamas und ihren Terrorismus.
- Beendigung der sogenannten "Drehtuer-Politik" der Palaestinenser, d. h. der Entlassung von Terroristen aus dem Gefaengnis nach wenigen Monaten.
Es war beabsichtigt, das Wye Abkommen innerhalb eines Zeitraumes von zwoelf Wochen in Kraft treten zu lassen.
- In den ersten beiden Wochen sollten zwei Prozent der Westbank zurueckgegeben werden. Die Palaestinenser sollten jene Klauseln ihres Charters annullieren, die die Vernichtung Israels zum Inhalt hatten.
- In der zweiten Woche sollte die palaestinensische Autoritaet illegale Waffen beschlagnahmen. Die Anzahl der 40.000 palaestinensischen Polizisten sollte reduziert werden, da sie fast das Doppelte der in den Osloer Abkommen ausgehandelten Zahl ausmachten.
- Am Ende der dritten Woche sollte Israel unter der Bedingung der Loeschung aller Klauseln in der palaestinensischen Charter, die zur Vernichtung Israels aufrufen, weitere fuenf Prozent des Landes zurueckgeben.
- In den letzten Wochen wuerde Israel nochmals sechs Prozent der Westbank uebergeben, vorausgesetzt, dass alle illegalen Waffen konfisziert waeren.
Das Wye Abkommen wurde nur teilweise verwirklicht, da es den Zusammenbruch der Regierung Netanjahu verursachte: Der rechte Fluegel misstraute dieser Regierung, da sie seiner Meinung nach zu viel Land uebergab.
Die Linke stimmte gegen Netanjahu, da sie der Ansicht waren, er uebergaebe zu wenig Land.
Im Mai 1999 kam es zu Neuwahlen, bei denen Ehud Barak zum Ministerpraesidenten gewaehlt wurde.
Karte zum Wye Abkommen
Links:
Von Oslo nach Wye River (aus unserem Archiv): englisch
http://www.jajz-ed.org.il/actual/wye/index.html
Kampf und Verteidigung - Palaestinenser:
http://www.jajz-ed.org.il/100/german/concepts/sd4.html
Das Sharm el Sheik Memorandum, 4. September 1999
Nachdem Ehud Barak im Mai 1999 zum israelischen Ministerpraesidenten gewaehlt worden war, begruessten die durch den schleppenden Fortgang des Friedensprozesses enttaeuschten Palaestinenser den Wechsel mit grossen Erwartungen. Das Sharm el Sheik Memorandum war eine rasche Intervention des neuen Ministerpraesidenten, um den Friedensprozess wieder aufzunehmen. Ehud Barak setzte die Daten fuer eine schrittweise, aber relativ schnelle Umsetzung fest.
Das Sharm el Sheikh Memorandum begruendete neue und verlaengerte alte Fristen, um den israelisch-palaestinensischen Konflikt bis 13. September 2000 zu loesen. Das Ziel des Memorandums war, beide Seiten zu bewegen, gemeinsam bis zu diesem Datum alle Gespraeche ueber den endgueltigen Status der Hauptprobleme abzuschliessen. Dazu gehoeren die Themen Jerusalem, Fluechtlinge, Siedlungen, Wasser und der palaestinensische Staat.
Obwohl viele Nebenprobleme wie Rueckzug, freie Durchfahrt, Flughafen und andere Uebereinkommen zur Sprache kamen, wurden die Hauptthemen in diesem gedraengten Zeitplan nicht angesprochen. Daher beriefen die Vereinigten Staaten im Sommer 2000, kurz nach dem israelischen Rueckzug aus dem Libanon, ein neues Gipfeltreffen ein. Der Abzug aus den besetzten Territorien war nur teilweise durchgefuehrt worden, und und in der Folge scheiterten Versuche, mit neuen Zwischenabkommen weiter zu gehen oder zu einer endgueltigen Loesung zu gelangen.
Karte
Links (englisch):
http://www.jajz-ed.org.il/actual/wye/sharm.html
http://www.mfa.gov.il/mfa/go.asp?MFAH01gt0
http://www.mfa.gov.il/mfa/go-visual.asp?MFAJ00ja0
Von Camp David II zu Intifada II
1.) Camp David II - Juli 2000
Waehrend der Verhandlungen zwischen Israelis und Palaestinensern im Juli 2000 in Camp David, konnten viele der Konfliktthemen ueberbrueckt werden. Dennoch: die Themen "Jerusalem" und "Rueckkehrrecht der palaestinensischen Fluechtline" erwiesen sich als schwer zu loesen.
Ehud Barak machte den Palaestinensern erstmals (umstrittene) Konzessionen ueber Jerusalem und die Zusammenfuehrung von Familien. Die Palaestinenser beharrten auf ihrer urspruenglichen Verhandlungsposition, Israel solle ganz Ostjerusalem aufgeben und allen Fluechtlingen seit 1948 die Rueckkehr erlauben.
Mit dem Zusammenbruch der Gespraeche zog Ministerpraesident Barak seine Kompromissangebote zurueck und erklaerte sie fuer null und nichtig.
Wegen des Drucks der USA stimmte Yasser Arafat zu, auf eine einseitige Ausrufung eines palaestinensischen Staates am 13. September 2000 zu verzichten. Dieses Datum bezeichnete das Ende der offiziellen Verlaengerung der Abkommen von Oslo.
Karte
Links:
Hintergrundwissen ueber Jerusalem (englisch):
http://www.mfa.gov.il/mfa/go.asp?MFAH0hld0
http://www.mfa.gov.il/mfa/go.asp?MFAH0hle0
Fluechtlinge:
Die arabischen Fluechtlinge 1948
Der Friedensprozess
Zionismus von A bis Z - Friedensprozess
2.) Intifada II - Herbst 2000
Von Juli bis September wartete Israel besorgt, ob die Friedensgespraeche fortgesetzt wuerden, oder ob es eine Verschlechterung geben werde. Ende September kam es zu einer Reihe von Zwischenfaellen.
Am 29. September, am Vorabend des Neujahrsfestes, besuchte der israelische Oppositionsfuehrer Ariel Sharon den Tempelberg, die heiligste juedische Staette. Die Palaestinenser fassten diesen Besuch als massive Provokation auf und begannen, israelische Soldaten und Zivilisten in und um juedische Siedlungen anzugreifen. Kinder und Jugendliche warfen Steine, palaestinensische Polizei und bewaffnete Milizen feuerten. Israel reagierte zunaechst zurueckhaltend, aber die Zahl der Toten erhoehte sich tragisch, besonders unter den Kindern und den jugendlichen Teilnehmern an den Demonstrationen. Die Weltpresse konzentrierte sich mehr auf die Gegenschlaege der israelischen Streitkraefte als auf die Absichten der gewalttaetigen, bewaffneten Demonstranten - ein schwerer Schlag fuer Israels Image und ein Nachteil auf der diplomatischen Seite.
Anfangs nahmen Gruppen israelischer Araber im Norden und in der Kuestenebene an koordinierten Angriffen israelischer juedischer Zivilisten teil, unterbanden die Kommunikation und setzten Waelder in Brand. Dies wurde jedoch bald von den Gemeindefuehrern beruhigt. Einige juedische Gruppen verbuendeten sich im Norden und in Galilaea mit kriminellen Elementen. Polizeiaktionen setzten dem ein schnelles Ende, die Verantwortlichen wurden verhaftet. Die israelischen Fuehrer appellierten an die Oeffentlichkeit und riefen zur Zurueckhaltung auf. Eine gespannte Ruhe war die Folge.
Die Entfuehrung von drei israelischen Soldaten und eines privaten israelischen Buergers durch die Hizbollah fuehrten zu Bemuehungen der Vereinten Nationen und der gesamten Weltoeffentlichkeit, den Kreislauf der Gewalt zu brechen. Versuche, die Palaestinenser und Israel zu Gespraechen an einen Tisch zu bringen, scheiterten an den negativen Antworten der Palaestinenser an einem Gipfeltreffen in Paris und an der Weigerung Arafats. Der Lynchmord an zwei israelischen Soldaten in Ramallah verschaerfte die Situation; die israelischen Streitkraefte antworteten mit Aktionen gegen evakuierte palaestinensische Gebaeude in Ramallah und Gaza. Die Konsequenz waren verstaerkte internationale Anstrengungen, die Region zu beruhigen. In Sharm el Sheik fand ein Gipfeltreffen statt, um einen Waffenstillstand zu erreichen.
Am Gipfel der Arabischen Liga in Kairo erhielten die Palaestinenser grundlegende Unterstuetzung. Arafat erklaerte, die Palaestinenser wuerden Jerusalem als die Hauptstadt ihres unabhaengigen Staates betrachten. Die naechtlichen Beschiessungen von Privatwohnungen im Jerusalemer Stadtteil Gilo vom nahegelegenen Dorf Beit Jala (im Sueden, Richtung Bethlehem) und in Psagot (im Norden, Richtung Ramallah) intensivierten sich und wurden von Israel mit schwerem Feuer beantwortet. Diese Beschiessungen israelischer Wohngebiete, die an das palaestinensische Autonomiegebiet grenzen, wurden von Israel als Versuch gewertet, die Grenzen zu beeinflussen, die in Zukunft zwischen Israel und dem palaestinensischen Staat liegen werden. Es bestand auch die Befuerchtung, diese Situation wuerde eskalieren bzw. die Palaestinenser wuerden unilateral ihren Staat proklamieren.
Der Friedensprozess und Gespraeche zwischen den beiden Seiten - auch mit Hilfe eines Vermittlers - waren zum Stillstand gekommen. Das Schicksal der Osloer Abkommen war ungewiss. Shimon Peres unternahm einen letzten Versuch, mit Yasser Arafat einen Waffenstillstand zu verhandeln. Dies brachte einen bedeutenden Erfolg bei den bewaffneten Strassendemonstrationen. Dennoch: immer wieder kam es zu Bombenanschlaegen und Beschiessungen durch Heckenschuetzen: Netzarim, Gush Katif, Karni, Erez, Psagot, die Verbindungsstrassen, Gilo.
Die Friedenspolitik Ministerpraesident Baraks findet keine Unterstuetzung in der Knesset. Auch die Alternative, die Bildung einer nationalen Einheitsregierung, um der Krise zu begegnen, scheiterte. Ehud Barak erklaerte Neuwahlen.
Karte von Gilo
Links:
Israel und die Palaestinenser - Die Bewaehrungsprobe
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Bearbeitung: Dr. Chani Hinker
Created: 16/11/00 Updated: 11/12/00
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