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100 Jahre Zionismus - praesentiert von: Pedagogic Center der Jewish Agency

Wir wuenschen viel Erfolg!




Hundert Jahre juedische Geschichte

von Steve Israel


Religioeser und profaner Zionismus

2. Getrennt aber gleich

A. Aktuelle Fragen

  1. War es fuer die Religioesen Zionisten besser, in der Zionistischen Organisation zu bleiben, oder nicht?
  2. War es fuer die Zionistische Bewegung besser, dass sich die orthodoxe Gruppe zum Bleiben entschloss, oder nicht?
  3. Wie spielt sich das im heutigen Israel innerhalb der zionistischen politischen Parteien und dem Staat als Gesamtheit ab?

B. Hintergrundtext

Die Kehrseite der Medaille

Ein wichtiges Problem, mit dem sich die neue Zionistische Bewegung konfrontiert sah, war die Haltung ihrer orthodoxen Mitglieder.

MohileverRabbiner Samuel Mohilever war eine der bedeutendsten Rabbinerpersoenlichkeiten, die sich nach den Pogromen von 1881 der Chibbat Zion Bewegung anschloss. In seinen vielen Jahren, die er in der Chibbat Zion verbrachte, kaempfte er von innen fuer seinen Glauben. Es war ihm nicht leicht, neben den sekulaeren Maskilim zu sitzen, die die Bewegung leiteten, und mehrmals versuchte er, die Kontrolle ueber die Bewegung zu erlangen.

Der Grund, warum er trotz seiner Enttaeuschungen in der Bewegung verblieb, war, dass er zutiefst von ihrer Taetigkeit und ihrem allgemeinen Ziel ueberzeugt war. Als Herzl auf der Bildflaeche erschien, entschied sich Mohilever nach anfaenglichem Zoegern, den neuen Fuehrer zu unterstuetzen, hoffend, die Bewegung von innen leiten zu koennen. Der Rabbiner war zu diesem Zeitpunkt bereits ein alter und kranker Mann und starb innerhalb eines Jahres. Die Zionistische Bewegung verlor mit ihm ihren einzigen rabbinischen Fuehrer. Diese Leere wurde von Rabbiner Isaak Jakob Reines ausgefuellt, der als Fuehrer des orthodoxen Lagers in der Bewegung auftrat.

ReinesReines, der viele Jahre lang der Zionistischen Bewegung angehoert hatte, fand sich in Herzls Organisation bald in einer schwierigen Position - ein Problem, das der rabbinischen und orthodoxen Gruppe gemeinsam war. Sie waren ueberzeugt, dass die politischen Facetten der Taetigkeit der Bewegung, die darauf abzielten, die Rahmenbedingungen fuer juedisches Leben in Eretz Israel zu schaffen, in den Haenden Herzls und seiner Kollegen liegen koennten. Alle Aspekte jedoch, die den Typus der Gesellschaft, die in diesen Rahmenbedingungen entwickelt werden sollte, betrafen, sollten unter rabbinische Aufsicht gestellt werden, ebenso wie alle erzieherischen Programme, um Mitglieder fuer die Bewegung zu werben.

Ihre Forderungen wurden von der nichtorthodoxen Mehrheit scharf abgelehnt, die nicht die Absicht hatte, in dieser Hinsicht die rabbinische Kontrolle der Bewegung zu erlauben. Einige Rabbiner verliessen die Bewegung und stellten sich auf die Seite der Gegner der Zionismus. Die Verbleibenden fanden sich in einer zunehmend untragbaren Position. Sie konnten die Bewegung nicht von innen heraus beeinflussen, wurden von der antizionistischen Orthodoxie angegriffen, und so war es dringend notwendig, zu handeln.

Waehrend der Zionistischen Kongresse versuchten sie zu argumentieren, die Zionistische Bewegung solle sich mit dem politischen Ziel, die Rahmenbedingungen fuer einen juedischen Staat zu schaffen, befassen. Die Diskussion ueber alle anderen grundlegenden Themen solle auf einen spaeteren Zeitpunkt verschoben werden. Dies wuerde ihnen ermoeglichen, Teil der Bewegung zu bleiben. Wuerde die Zionistische Bewegung jedoch darauf bestehen, kulturelle Themen anzusprechen und ihren Standpunkt verwerfen, wuerde es ihnen unmoeglich sein, weiter an der Bewegung teilzunehmen.

Interessanterweise war Herzl in dieser Frage ein wichtiger Verbuendeter, da er es wuenschte, kulturelle Themen von der Tagesordnung fernzuhalten. Seine Prioritaet war die Einheit der Bewegung, und diese Frage wuerde zu einer Spaltung fuehren. In seinen Treffen mit Koenigen und Staatsmaennern musste er als Oberhaupt einer vereinten Bewegung erscheinen. Eine Spaltung wuerde viel aufs Spiel setzen.

Durch Herzls ruhigen Ansporn wurden Rabbiner Reines und andere orthodoxe Fuehrer ermutigt, ihre eigene Fraktion innerhalb der Bewegung zu bilden, eine organisierte Untergruppe, die ihre eigene Tagesordnung einbringen wuerde. Aber es war nicht voellig klar, welche Ziele die neue "Partei" haben sollte: die Kontrolle der orthodoxen Rabbiner ueber kulturelle Fragen der Zionistischen Bewegung als Ganzes aufzuerlegen, oder zu versuchen, dass keine kulturellen Fragen auf die offizielle Tagesordnung der Bewegung gesetzt werden.

Diese Fragen hatten fuer die Bildung der neuen "Partei" grosse Bedeutung. Die erste Moeglichkeit wuerde sie zu einer abgeschlossenen Gruppe mit ausschliesslich orthodoxen Mitgliedern machen; die zweite wuerde die Mitgliedschaft auch anderen Politischen Zionisten oeffnen, die die Tagesordnungspunkte mit ihnen teilten.

Im Maerz 1902 wurde die Entscheidung gefaellt. In Wilna fand eine Konferenz von siebzig orthodoxen Zionisten statt, darunter zwei Dutzend Rabbiner. Anlaesslich dieses Treffens wurde eine neue Organisation gegruendet: Mizrachi. (Abkuerzung von: "merkaz ruchani" - "spirituelles Zentrum")


C.Szenarien eines improvisierten Dramas

  1. Aufteilung in Gruppen mit je vier Teilnehmern. Jede Gruppe uebernimmt eine der Rollen (siehe unten*).
  2. Jede Gruppe hat 15 Minuten, um ein Szenario vorzubereiten, in dem gezeigt wird, wie die Personen agierten und welche Entscheidungen auf der Konferenz von Wilna innerhalb der Orthodoxie getroffen wurden.
  3. Auffuehrung der Szenarien.
  4. Welche Option war die populaerste und warum?
  5. Vergleich mit der Wirklichkeit, wie sie im Abschnitt "Die Realitaet - Der Kompromiss" beschrieben wird. Was wurde verloren? Was waren die Folgen?

Die vier Rollen:

  • a. Orthodoxer Jude, der den "engeren" Zugang vorzieht. Du bist fuer eine streng orthodoxe Partei, deren Ziel es ist, die kulturelle Frage auf der Tagesordnung zu belassen und fuer die rabbinische Kontrolle innerhalb der Bewegung zu kaempfen.
  • b.Orthodoxer Jude, der den "breiteren" Zugang favorisiert.- Du willst mit den Politischen Zionisten auskommen und versuchst, die kulturelle Frage von der Tagesordnung fernzuhalten.
  • c.Orthodoxer Jude, der zwar den Zionismus unterstuetzt, es aber ablehnt, in der zionistischen Bewegung mitzuarbeiten, denn dies wuerde die Kooperation mit nichtreligioesen Juden bedeuten, mit denen du nichts zu tun haben willst. Du bist nach Wilna gekommen, um die Religioesen Zionisten davon zu ueberzeugen, die Bewegung zu verlassen und ihre eigene, rein orthodoxe Organisation zu gruenden.
  • d. Nicht orthodoxer Jude und Politischer Zionist. Du bist bereit, in einer groesseren Partei mitzuarbeiten, um die kulturelle Frage von der zionistischen Tagesordnung zu entfernen,da sie fuer die Bewegung zu einem Zeitpunkt, zu dem Einigkeit geboten ist ein spaltender Faktor ist. Du bist nach Wilna gekommen, um die Bildung eines breiten Rahmens zu forcieren.

D. Die Realitaet - Der Kompromiss

Schliesslich war es der "breitere" Zugang, der in Wilna den Sieg davontrug und der auf eine Koalition mit den Politischen Zionisten abzielte.

Innerhalb kurzer Zeit wurde Mizrachi trotzdem eine rein orthodoxe Partei, da zu viele Kraefte in ihr gegen eine Politik mit den nichtorthodoxen Zionisten draengten.

Zusaetzlich gab es bezueglich des kulturellen Themas einen allgemeinen Richtungswechsel innerhalb der gesamten Bewegung. Die Mehrheit der nichtorthoddoxen russischen Zionisten wollte die kulturelle Frage nicht von der Tagesordnung entfernen - tatsaechlich wurde das Gegenteil wahr. Unter Achad HaAm wollten sie der kulturellen Frage mehr Profil verleihen. Der Konflikt schien unvermeidbar. Schliesslich schlug Achad HaAm vor, als Loesung zwei verschiedene Gruppen in der Zionistischen Organisation zu schaffen, die die kulturellen und erzieherischen Aktivitaeten der Bewegung lenken wuerden. Es wuerde eine orthodoxe Gruppe geben, um innerhalb der orthodoxen Waehlerschaft zu arbeiten, und eine nichtorthodoxe fuer ihre eigenen Waehler. Dies war ein Vorgeschmack der Dinge, die kommen wuerden: zwei Kraefte - getrennt, aber gleich.


Editoren: Michael Toben, Dr. Dov Goldflam, 1992
Internet Version: The Pedagogic Center, 1996
Editor: Gila Ansell Brauner

in Zusammenarbeit mit:
The Department for Torah Education and Culture in the Diaspora
Center for Creativity
Director: Chaim Weinreb Contact: torani@trendline.co.il


 

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The Pedagogic Center
Direktor: Dr. Motti Friedman
Web Site Manager: Esther Carciente, esthers@jajz-ed.org.il
Bearbeitung: Dr. Chani Hinker

Created: 16/11/00 Updated: 18/12/00


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