Massada
Der Felsen von Massada mit seinem breiten Gipfelplateau erhebt sich
majestaetisch ueber dem sanften blauen Wasser
des Toten Meeres und der Oede der judaeischen
Wueste. Es ist schwierig, sich vorzustellen,
dass diese friedvolle Szenerie einstmals den
Schauplatz tobender Schlachten und eines
Massenselbstmordes von 960 Juden - Maennern,
Frauen und Kindern - bildete, die sich
weigerten, sich dem verhassten Feind zu ergeben.
Im Jahr 66 n.d.Z. setzte sich eine Gruppe juedischer Widerstandskaempfer
unter dem Kommando von Eleasar Ben Jair in Massada fest. Diese Gruppe bestand
aus Zeloten, Angehoerigen einer radikalen Partei, die Jerusalem zu Beginn des
juedischen Aufstandes gegen Rom wegen innerjuedischer Auseinandersetzungen
verlassen hatten. Massada war zwischen 37 und 31, also ungefaehr ein Jahrhundert
vorher, von Koenig Herodes zu einer gewaltigen Festung ausgebaut und von ihm als
Zufluchtsort vor seinen juedischen Untertanen und Koenigin Kleopatra benutzt
worden. Eine 1300 m lange Kasemattenmauer, verstaerkt durch 38 je 10 m hohe
Tuerme, umschloss die 200 m x 600 m grosse Gipfelebene mit ihren Palaesten,
Verwaltungsgebaeuden, Magazinen, Truppenunterkuenften und Zisternen. Herodes
hatte zwoelf solcher Zisternen anlegen lassen, die 4000 m³ Wasser fassen
konnten. Sechs Jahre lang lebten die Zeloten dort ein relativ ruhiges Leben. 72
n.d.Z., zwei Jahre nach dem Fall Jerusalems und der Zerstoerung des Tempels,
marschierte der roemische Statthalter Flavius Silva mit der Zehnten Legion gegen
Massada und belagerte diesen letzten juedischen Widerstand. Flavius schloss
Massada mit einem 4500 m langen Wall ein und legte acht Lager an. Auf der einen
Seite wurde eine hohe Rampe aus heller Erde aufgeschuettet, die heute noch zu
sehen ist, aber es gelang den Roemern nicht, durchzubrechen. Katapulte schossen
Felsbloecke auf das juedische Lager und schlugen schliesslich, nach
achtmonatiger Belagerung, eine Bresche in die westliche Schutzmauer. Die Roemer
setzten die hoelzernen Barrieren in Brand, und die Juden standen in dieser
aussichtslosen Lage vor einer schicksalshaften Entscheidung.
Am ersten Tag des Pessachfestes wandte sich Eleasar Ben Jair an seine
Kameraden:
„Wir wissen, dass wir morgen in die Haende des Feindes fallen werden. Aber wir
haben immer noch die freie Wahl, gemeinsam mit unseren Lieben einen edlen Tod zu
sterben. ... Unsere Frauen sollen nicht in Schande sterben und unsere Kinder
frei von Sklavenketten! Nachdem sie uns in den Tod voraus gegangen sind, wollen
wir einander diesen Liebesdienst tun. Und dann wird der Ruhm, dass wir uns die
Freiheit erhalten haben, ein ehrenvolles Begraebnis ersetzen."
Sie verbrannten ihre Habe ausser den Lebensmittelvorraeten, um den Roemern zu
zeigen, dass sie nicht aus Hunger diesen Ausweg gewaehlt hatten. Danach losten
sie zehn Maenner aus, die die anderen toeteten, und zum Schluss sich selbst. Die
Roemer hatten gewonnen, aber es war ein leerer Sieg, denn es konnten keine
Gefangenen mehr gemacht werden. Der juedische Geschichtsschreiber Joseph Flavius
hat diese Ereignisse geschildert. („Geschichte des Juedischen Krieges" VII
8,6-8) Er erzaehlt auch von zwei Frauen und fuenf Kindern, die sich in einer
Wasserleitung versteckten und so dem Tod entkamen.
Massada wurde 1838 von den Amerikanern E. Robinson und E. Smith erstmals
identifiziert. Der israelische Archaeologe Professor Yigal Yadin grub gemeinsam
mit tausenden freiwilligen Helfern Massada aus und entdeckte eine Fuelle von
Informationen. Der Nordpalast, die Privatresidenz des Koenigs, kann ebenso
besichtigt werden wie der Westpalast, die offizielle Amtsresidenz. Die
Empfangsraeume waren mit einem Mosaikboden ausgestattet, der aelteste, der in
Israel existiert. Es gibt Speicher, Badeanlagen, Heisswasserraeume und ein
System, in dem Regenwasser gesammelt werden konnte. Dies alles, um dem Koenig
auch in der sengenden Hitze des Wuestensommers Komfort zu bieten. Viele Funde
stammen aus der zelotischen Zeit, darunter Skelette, Pfeile, Muenzen, Keramik,
eine Synagoge, hebraeische Schriftrollen und zwei rituelle Baeder. In Massada
befinden sich auch die Reste der aeltesten Synagoge der Welt und der einzigen
aus der Zeit des Tempels.
Heute ist Massada nicht nur eine Touristenattraktion, die mit Hilfe einer
Seilbahn erklommen werden kann.
Der Heroismus von Massada ist eine Inspirationsquelle und ein Symbol des
juedischen Behauptungswillens fuer alle Israelis.
Jedes Jahr werden auf dem Felsen die neuen Rekruten der israelischen Armee
vereidigt und schwoeren ihren Treueeid:
„Nie wieder darf Massada fallen!"
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Bearbeitung: Dr. Chani Hinker
Updated: 11/12/00