Hannah Szenes (1921-1944)
Wir pfluecken Blumen
Wir pflueckten Blumen in den Feldern und auf den Bergen,
Wir atmeten den frischen Fruehlingswind,
Die Sonne durchdrang uns mit ihren warmen Strahlen
in unserer Heimat, in unserem geliebten Land.
Wir gehen zu unseren Bruedern ins Exil,
zu den Leiden des Winters, zum Frost in der Nacht.
Unsere Herzen werden vom Fruehling erzaehlen,
unsere Lippen singen das Lied des Lichts.
(Hannah Szenes, 1944)
Durch ihr kurzes und bemerkenswertes Leben wurde Hannah Szenes ein Symbol
fuer Idealismus und Selbstaufopferung.
Ihre Gedichte sind voller Hoffnung, sogar angesichts widriger Umstaende.
Hannah, die Tochter eines Schriftstellers und Journalisten, wurde in Budapest
geboren. Schon in fruehen Jahren zeigte sich ihr literarisches Talent, und ab
dem 13. Lebensjahr bis zu ihrem Tod fuehrte sie ein Tagebuch. Ihre Familie war
assimiliert, aber der Antisemitismus in Budapest brachte sie zu ihren
zionistischen Aktivitaeten.
Sie wanderte 1939 in Palaestina ein, studierte zuerst an einer
Landwirtschaftsschule und liess sich dann im Kibbutz Sdot Jam nieder.
Dort schrieb sie Gedichte und ein Stueck ueber das Leben im Kibbutz.
1943 trat Hannah der britischen Armee bei und gehoerte einer Gruppe von
Freiwilligen an, die sich zum Einsatz in Europa meldeten, um hinter den
feindlichen Linien mit dem Fallschirm abzuspringen. Der Zweck dieses
Unternehmens war, die Allierten in ihren Bemuehungen zu unterstuetzen und
Kontakte zu Partisanen und Widerstandskaempfern herzustellen, um den bedrohten
juedischen Gemeinden zu helfen. Szenes wurde in Aegypten ausgebildet und war
eine der 33, die fuer einen Absprung ausgewaehlt wurden.
Da sie ihre Heimatstadt Budapest erreichen sollte, sprang sie im Maerz 1944
ueber Jugoslawien ab und verbrachte drei Monate mit den Tito-Partisanen. Ihren
Idealismus und ihre Ergebenheit drueckte sie in dem damals entstandenen Gedicht
„Gesegnet sei das Streichholz" aus:
Gesegnet sei das Streichholz, verzehrt
in der entfachten Flamme.
Gesegnet sei die Flamme, brennend
im Geheimnis des eilenden Herzens.
Gesegnet sei das Herz mit Staerke,
sein Schlagen um der Ehre willen anzuhalten.
Gesegnet sei das Streichholz, verzehrt
in der entfachten Flamme.
(Geschrieben am 2. Mai 1944 in Sardice, Jugoslawien)
Am 7. Juni 1944, als die Deportationen der ungarischen Juden ihren Hoehepunkt
erreichten, ueberschritt Hannah die ungarische Grenze. Sie wurde von der
ungarischen Polizei gefangengenommen. Obwohl sie in den naechsten Monaten immer
wieder gefoltert wurde, lehnte sie es ab, Informationen zu verraten. Auch das
Wissen, dass ihre Mutter gefaehrdet war, und sie selbst Schaden nehmen wuerde,
bewegte Szenes nicht zu einer Zusammenarbeit mit der Polizei.
Waehrend ihres Prozesses im Oktober verteidigte sie standhaft ihre
Taetigkeit und weigerte sich, um Gnade zu bitten.
In all diesen Qualen blieb sie mutig und als sie am 7. November erschossen
wurde, lehnte sie eine Augenbinde ab und sah den Vollstreckern ihres Schicksales
ins Gesicht.
Im Jahr 1949 wurden Hannahs sterbliche Ueberreste nach Israel gebracht und am
Militaerfriedhof am Herzlberg beigesetzt.
Ihr Tagebuch und ihr literarisches Werk wurden veroeffentlicht. Viele ihrer
Gedichte wurden vertont.
Hannah Szenes ist auch das Thema einiger Kunstwerke, und Aharon Megged
schrieb ueber sie ein Theaterstueck.
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Updated: 11/12/00