Nachum Sokolow (1859 - 1936)
Zionistischer Fuehrer, Pionier des hebraeischen Journalismus und hebraeischer
Schriftsteller
Nachum Sokolows schriftstellerisches Werk ist so umfangreich und behandelt so
viele verschiedene Themen, dass sich sein Schriftstellerkollege Chaim Nachman
Bialik einmal zu der Bemerkung veranlasst sah, man wuerde dreihundert Kamele
brauchen, um alles, was Sokolow jemals geschrieben habe, an einen Ort zu
transportieren.
Als Kind einer polnischen Rabbinerfamilie erhielt Sokolow eine traditionelle
juedische aber auch eine allgemeine Ausbildung. Er war ein vollendeter Linguist
und sprach Deutsch, Franzoesisch, Englisch, Italienisch, Spanisch, Hebraesich,
Jiddisch, Polnisch und Russisch. Im Alter von siebzehn Jahren begann er fuer die
hebraeische Zeitung „Ha-Zefira" Berichte zu schreiben. Bald war er ein
regelmaessiger Kolumnist und schliesslich ihr Chefredakteur. Seine Faehigkeit,
als Leser seiner Zeitung sowohl westliche juedische Intellektuelle als auch
orthodoxe anti-Haskalah Rabbiner zu gewinnen, war einmalig.
Obwohl Sokolow fast alle Artikel fuer Ha-Zefira selbst schrieb, hatte er
noch Zeit und Energie, sich anderen Projekten zu widmen. Er trug zu
verschiedenen Zeitschriften bei, gab eine Zeitlang eine polnische Zeitung fuer
die juedische Gemeinde in Warschau heraus und ein jiddisches Periodikum. Er
schrieb Gedichte, Geschichten und Essays. Zwischen 1885 und 1894 erschienen
sechs Baende seiner hebraeischen Jahresschrift "HeAsif", die grossen Einfluss
auf die Wiederbelebung des Hebraeischen hatte. 1900 bis 1906 gab er ein weiteres
Jahrbuch heraus, "Sefer HaSchana".
Als Sokolow 1907 Generalsekretaer der Zionistischen Weltorganisation wurde,
gruendete er die Zionistische Zeitung "HaOlam".
Sokolow uebersetzte Theodor Herzls zionistischen Roman „Altneuland" ins
Hebraeische, gab ihm den symbolischen Titel „Tel Aviv" („Fruehlingshuegel"), und
inspirierte so die Namensgebung fuer die erste juedische Stadt im modernen Eretz
Israel.
1918 veroeffentlichte Nachum Sokolow seine "Geschichte des Zionismus", eine
zweibaendige englische Studie ueber die westlichen Wurzeln der zionistischen
Idee.
1929 erschien sein eindrucksvolles Buch ueber die Amsterdamer Juden und
ihren beruehmtesten Sohn: Baruch Spinoza.
Nachdem Sokolow eingeladen worden war, das Amt des Generalsekretaers der
Zionistischen Weltorganisation zu uebernehmen, stuerzte er sich mit Feuereifer
in diese Aufgabe. Er bereiste Europa und Amerika und gewann die Unterstuetzung
von Juden und Nichtjuden. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges uebersiedelte er
nach London, wo er eine wichtige Rolle bei der Beeinflussung der britischen
Regierung, die Balfour Erklaerung herauszugeben, spielte.
1931 folgte Sokolow Weizmann als Praesident der WZO. Sein Programm
unterschied sich nicht sehr von dem seines Vorgaenegrs. Er favorisierte
wirtschaftliche, soziale und politische Massnahmen im Hinblick auf gute
Beziehungen mit den Arabern. Er war sicher, dass Grossbritannien mit der Zeit
von der Hingabe und Ausdauer der Zionisten ueberzeugt sein und die zionistischen
Ziele unterstuetzen werde. Sokolow besuchte in den vier Jahren seiner
Praesidentschaft mehrmals Palaestina und bereiste Europa und die Vereinigten
Staaten.
Als Weizmann 1935 in sein Amt zurueckkehrte, wurde Sokolow zum
Ehrenpraesidenten der WZO ernannt. Er wurde Vorsitzender der neugegruendeten
Kulturabteilung, erhielt aber keine finanziellen Mittel, um seine Programme
auszufuehren.
So kehrte er zur Schriftstellerei zurueck und sammelte Geld fuer Keren
Hajessod.
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Updated: 11/12/00