Shimon Peres (geb. 1923)
Israelischer Ministerpraesident 1984-1986 und 1995-1996 Israelischer
Aussenminister 1986-1988 und 1992-1995
Traeger des Friedensnobelpreises
"Ohne ihn waere Israel ein anderes Land, weniger wichtig, weniger
vorbereitet auf den Krieg und weniger offen fuer den Frieden."
(Sever
Ploser)
Leben
Shimon Peres (urspruenglich Persky) wurde in Weissrussland geboren und kam
1934 mit seinen Eltern nach Eretz Israel. Er studierte an der
Landwirtschaftsschule von Beth Shemen und war einer der Gruender des Kibbutz
Alumot im Jordantal. 1943 wurde er zum Sekretaer der sozialistischen
Jugendbewegung HaNoar HaOved gewaehlt.
Als Schuetzling Ben Gurions, des ersten israelischen Minsterpraesidenten,
trat Peres 1948 in den Staatsdienst im Verteidigungsministerium ein. Waehrend
des Unabhaengigkeitskrieges war er fuer Waffenkaeufe und Rekrutierung
zustaendig. 1948 wurde er auch Chef der Marine. 1953 ernannte man Peres zum
Generaldirektor des Verteidigungsministeriums, eine Position, die er bis 1959
innehatte.
1959 wurde Peres in die Knesset gewaehlt und fungierte bis 1965 als
stellvertretender Verteidigungsminister.
1969 kam er als Minister ohne Portfolio in die Regierung und war fuer die
wirtschaftliche Entwicklung der 1967 unter israelische Verwaltung gekommenen
Gebiete zustaendig. Danach wurde er Minister fuer die Absorption der Einwanderer
und spaeter, 1970 bis 1974 Verkehrsminister. 1974 wurde Peres
Informationsminister und 1974 bis 1977, im ersten Kabinett Jitzchak Rabins
Verteidigungsminister.
Als Rabin 1977 zuruecktrat, wurde Peres Chef der Arbeiterpartei. Nach den
unentschiedenen Wahlergebnissen von 1984 wurde eine Nationale Einheitsregierung
gebildet. In Rotation teilte er das Amt des Ministerpraesidenten mit dem Fuehrer
des Likud, Yitzchak Shamir. Peres war zuerst Ministerpraesident und Shamir
Aussenminster, danach wechselten sie die Aemter. Peres wurde in einer vom Likud
geleiteten Koalitionsregierung Finanzminister, verliess sein Amt jedoch 1990,
als die Koalition wegen Meinungsverschiedenheiten ueber die Friedensgespraeche
mit den Palaestinensern auseinanderbrach.
1992 wurde Peres als Fuehrer der Arbeiterpartei von Rabin abgeloest. Die
Arbeiterpartei gewann die Wahlen, und Peres wurde Rabins Aussenminister. Nach
der Ermordung Rabins im November 1995, bildete Peres eine neue Regierung, in der
er Ministerpraesident und Verteidigungsminister war. Peres verlor die Wahlen von
1996 an den Likudchef Benjamin Netanjahu. 1997 folgte ihm der fruehere IDF
Stabschef Ehud Barak als Fuehrer der Arbeiterpartei.
Im Kabinett Barak bekleidet Peres das Amt eines Ministers fuer Regionale
Zusammenarbeit. Im Fruehjahr 2000 kandidierte er gegen Moshe Katzav fuer die
Praesidentenwahlen, die am 31. Juli 2000 stattfanden. Obwohl Peres als Favorit
galt, wurde Katsav im zweiten Wahlgang mit 63 zu 57 Stimmen zum
Staatspraesidenten gewaehlt.
Werk
Der Journalist Sever Plosker schreibt ueber Shimon Peres, er lebe
und atme Politik, Politik liege ihm im Blut, sie
sei die Liebe seines Lebens, sein Lebenszweck.
"Er trug niemals eine andere Uniform als den
Anzug des Politikers. Er war nie Offizier,
Geschaeftsmann oder Diplomat. Von seiner Jugend
an wollte er Ministerpraesident werden, aber
andere in Mapai und spaeter in der
Arbeiterpartei schlugen ihn um wenige Zentimeter
und schnappten ihm die Fuehrung weg. Peres, fuer
immer die Nummer Zwei, verlor vier Wahlen. ...
Trotzdem, Peres ist kein Verlierer, er ist ein
Gewinner. Sein aufregendes und glueckliches
Leben ist voller Leistungen und
Errungenschaften,"
Im Alter von nur 26 Jahren wurde Shimon Peres von Ben Gurion zum
Generaldirektor des Verteidigungsministerium ernannt. Dies war der Startschuss
fuer fuenfzig Jahre Dienst fuer die Oeffentlichkeit. Waehrend seiner Amtszeit im
Verteidigungsministerium in den Fuenfziger- und Sechzigerjahren war Shimon Peres
massgeblich an der Planung des Sinai Feldzuges beteiligt, reorganisierte das
Ministerium, staerkte die Beziehungen mit Frankreich und war fuehrend bei der
Gruendung der israelischen Luftwaffenindustrie (IAI) und des Dimona Projektes,
das zu Israels Leistungen auf dem Gebiet der Atomenergie fuehrte.
Am 6. Juli 1960 wurde die Fugue Magister, das erste von der IAI gebaute
Trainingsflugzeug der Luftwaffe praesentiert.
Als Schuetzling Ben Gurions kam Peres urspruenglich mit der Mapai in die
Knesset, wechselte 1965 mit seinem Mentor zur unabhaengigen Liste Rafi. deren
Generalsekretaer er wurde. Drei Jahre spaeter wurden Mapai, Rafi und Achdut
Ha'Avoda vereinigt und bildeten die Arbeiterpartei. Peres wurde
stellvertretender Generalsekretaer.
Als Minister fuer die Absorption Einwanderer siedelte Peres Olim in Galilaea
an. Nazareth Illit und Karmiel wurden auf seine Veranlassung hin gebaut.
Als Verteidigungsminister im Kabinett Rabin unterstuetzte Peres den
Siedlungsbau in Judea und Samaria. Die Oeffentlichkeit betrachtete ihn damals
als "Falken". Danach wandelte sich seine Anschauung. "Man muss ueberraschen
und sich selbst von vergangenen Konventionen befreien", wuerde er spaeter
sagen. 1975 unterzeichnete Peres das Zwischenabkommen mit Aegypten, 1976 hatte
die ministerielle Verantwortung fuer den erfolgreichen Entebbe Einsatz und er
oeffnete die Grenze zum Libanon.
1984 wurde eine Nationale Einheitsregierung gebildet. Peres wurde
Ministerpraesident. Waehrend seiner Amtszeit zog sich Israel aus dem Libanon
zurueck. 2000 israelische Soldaten blieben in der Sicherheitszone, die als
Schutz fuer die Siedlungen in Nordisrael gedacht war.
Auch der Zustand der israelischen Wirtschaft stand auf der Tagesordnung des
Ministerpraesidenten. Peres gelang es, die Unterstuetzung der Histadrut zu
erhalten, um die Inflation, die 1984 400 Prozent betrug, zu bekaempfen. In
seinen Memoiren schreibt Peres: "Unsere Regierung der Nationalen Einheit, die
mit so vielen Bemuehungen geboren wurde, wurde eine Fallstudie fuer Politiker
und Politwissenschaftler auf der ganzen Welt. Sie war so etwas wie ein
Praezedenzfall in demokratischen Laendern - eine Koalition der zwei staerksten
politischen Kraefte in einer Zeit des Friedens. Im Rueckblick wuerde ich sagen,
die grundsaetzliche Lektion unserer Erfahrung ist, dass es funktionieren kann,
aber nur, wenn es keine Alternative gibt."
1992 kehrte die Arbeiterpartei an die Macht zurueck. Shimon Peres wurde im
zweiten Kabinett Rabin Aussenminister. Peres war als Fuehrer der Arbeiterpartei
auch der Kandidat fuer den Ministerpraesidenten gewesen, war jedoch knapp von
Rabin geschlagen worden. Die israelischen Medien spekulierten, ob die alte
Rivalitaet zwischen Rabin und Peres wieder ausbrechen wuerde. "Aber ich
entschloss mich, persoenliches Bedauern und Ressentiments beiseite zu stellen
und mich ganz der Sache des Friedens zu widmen. In meinem Herzen fuehlte ich
Bitterkeit ueber das, was passiert war. ... Aber Bitterkeit ist nicht
staatsmaennisch."
Simon Peres initiierte und leitete die Verhandlungen, die im September 1993
zur Unterzeichnung des Grundsatzabkommens zwischen Israel und der PLO fuehrten.
1994 wurde Peres dafuer gemeinsam mit Jitzchak Rabin und Yasser Arafat mit dem
Friedensnobelpreis geehrt.
"Viele Leute glauben, dass Israel mit der Unterzeichnung des Osloer
Abkommens eine Meile zuviel auf die Palaestinenser zugegangen ist. Die Wahrheit
ist, dass Israel sich selbst naeher gekommen ist. Die Arbeiterbewegung
erklaerte, sie wuensche nicht, ueber eine andere Nation - die palaestinensische
- gegen deren Willen zu regieren. Fuer Jitzchak Rabin und mich war das Osloer
Abkommen eine moralische Entscheidung: Wir fuehlten, dass Israel stark genug
ist, aufzuhoeren, ueber andere zu herrschen.... Das Osloer Abkommen war eine
Revolution in einem Land, in dem die Mehrheit konservativ ist. Darum ist es auch
eine kontroversielle Revolution. Wenn wir in die Zukunft gehen, werden wir
bemerken, das es die einzige Moeglichkeit ist, denn nur ein aufrichtiges
Verstaendnis zwischen uns und den Palaestinensern, zwischen uns und den
Jordaniern, wird den Frieden wirklich sichern. ... Israel ist immer noch in
links und rechts geteilt, eine Teilung von Gestern. Die wahre Teilung von Heute
ist jene zwischen den Kraeften der Vergangenheit und den Kraeften der Zukunft.
Oslo war der erste Schritt, nicht der letzte, den Israel machte, kuehn und
intelligent, in eine Zukunft, die unseren Kindern gehoert und in eine globale
Zukunft, die bereits dem Grossteil der Welt gehoert."
Nach weiteren Verhandlungen zog sich Israel aus Teilen der Westbank und des
Gazastreifens zurueck und eine teilweise Palaestinensische Autonomie wurde
begruendet. Im Oktober 1994 wurde der Friedensvertrag mit Jordanien
unterzeichnet. Shimon Peres foerderte in der Folge Beziehungen mit anderen
arabischen Laendern in Nordafrika und im Persischen Golf, um seiner Vision vom
"Neuen Nahen Osten" Ausdruck zu verleihen. "Ein Naher Osten, in dem sich
Menschen, Waren und Dienstleistungen frei von einem Ort zum anderen bewegen
koennen, ohne Zollerklaerungen und Polizeierlaubnis. Ein Naher Osten, in dem
jeder Glaeubige die Freiheit hat, in seiner eigenen Sprache zu beten, sei es
Arabisch, Hebraeisch, Latein oder welche Sprache auch immer... Ein Naher Osten,
in dem die Menschen die Verbuendeten ihrer Nachbarn sind und nicht ihre Feinde.
Ein Naher Osten, der kein Schlachtfeld ist, sondern ein Feld der Kreativitaet
und des Wachstums. Ein Naher Osten, der die Geschichte seiner Vergangenheit so
tief verehrt, dass er danach strebt, dieser Geschichte neue, edle Kapitel hinzu
zu fuegen."
Nach der Ermordung von Jitzchak Rabin am 4. November 1995 wurde Shimon Peres
abermals Ministerpraesident. Es war eine kurze Amtszeit, ueberschattet von einer
Welle terroristischer Attacken palaestinensischer Selbsmordattentaeter gegen
israelische Buerger.
Bei der ersten Direktwahl eines israelischen Ministerpraesidenten unterlag
Peres, der von 49,51% gewaehlt wurde knapp, mit nur 29.500 Stimmen, Benjamin
Netanjahu, der 50,49% erhalten hatte.
Im Kabinett Ehud Barak (1999 bis Maerz 2001) diente Shimon Peres als Minister
fuer Regionale Kooperation. Nach dem Ruecktritt Baraks und den Spezialwahlen um
das Amt des Ministerpraesidenten am 6. Februar 2001 wurde Peres in der
Nationalen Einheitsregierung unter Ariel Sharon Aussenminister.
Die Geschichte Shimon Peres' ist die Geschichte des Staates Israel. Seit der
Staatsgruendung ist Peres ein Teil des politischen Lebens dieses Landes. Seine
Karriere war dem Aufbau des Staates gewidmet und der Suche nach einem
Gleichgewicht zwischen den Voelkern dieser von Kriegen zerissenen Region.
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Bearbeitung: Dr. Chani Hinker
Updated: 11/12/00