Nachum Goldmann (1895-1982)
Der Botschafter des Weltjudentums
Nachum Goldmann wurde in Litauen geboren und wuchs in einer traditionellen
juedischen Familie in Deutschland auf.
Er studierte an verschiedenen deutschen Universitaeten Philosophie und Jus.
Schon frueh war er mit zionistischem Gedankengut verbunden. Als er im Ersten
Weltkrieg in der juedischen Abteilung des Deutschen Aussenministeriums
arbeitete, versuchte er, die Unterstuetzung des Kaisers fuer die zionistische
Idee zu gewinnen.
In den Zwanzigerjahren war Goldmann an der Herausgabe einer zionistischen
Zeitschrift und an dem Projekt einer deutsch - juedischen Enzyklopaedie
beteiligt. Zwoelf Baende dieses Lexikons, zehn in deutscher und zwei in
hebraeischer Sprache erschienen, bevor die Nazis an die Macht kamen und dem
Projekt Einhalt geboten. Goldmann gab diese Idee nicht auf und war in den
Sechzigerjahren eine der Schluesselfiguren hinter der englischsprachigen
Enzyclopaedia Judaica.
In der Mandatszeit war Goldmann in verschiedene zionistische Angelegenheiten
verwickelt, darunter in Verhandlungen mit den Briten ueber die Verwirklichung
der Idee eines juedischen Staates. Er unterstuetzte die Teilung Palaestinas mit
dem Argument, Souveraenitaet sei wichtiger als Territorium. 1935, als ihm die
deutsche Staatsbuergerschaft aberkannt wurde und er gezwungen war, Deutschland
zu verlassen, ging er zuerst nach Honduras und dann nach New York. Er setzte
seine Arbeit fuer den Zionismus fort und repraesentierte einige Jahre die Jewish
Agency in New York.
Zusaetzlich zu seiner zionistischen Taetigkeit, setzte sich Goldmann fuer
andere juedische Interessen ein. Goldmann war der Ansicht, dass ein juedischer
Staat nicht in der Lage sein wuerde, die Beduerfnisse aller Juden zu
befriedigen, und dass eine starke Diaspora immer eine Realitaet sein werde, wenn
nicht sogar ein Ideal. 1936 half er beim Aufbau des Juedischen Weltkongresses
und wurde der erste Vorsitzende des Vorstandes. Spaeter war er viele Jahre lang
der Praesident. Goldmann war ein wichtiger Verbindungsmann bei den Verhandlungen
ueber die deutschen Reparationszahlungen an Ueberlebende der Schoah. Er
gruendete die Konferenz der Juedischen Organisationen und war massgeblich
beteiligt an den Angelegenheiten der sowjetischen Juden, an juedischer Erziehung
und juedischer Kultur. Goldmann glaubte, die Zukunft der Weltjudentums haenge in
erster Linie von einem erfolgreichen Kampf gegen Assimilation ab und von der
Entwicklung kraftvoller juedischer Institutionen in der Diaspora.
1962 wurde Goldmann Buerger des Staates Israel, liess sich aber niemals
dauernd in Israel nieder, sondern kam auf Besuch, seine Zeit zwischen der
Schweiz und Israel aufteilend. Er kritisierte Israels uebertriebenes Vertrauen
in seine militaerischen Kraefte und die Lobhudeleien. Nach 1967 beklagte er,
dass Israel gegenueber den Arabern keine versoehnlicher Haltung an den Tag
legte.
Trotz seines Glaubens an die Zentralitaet Israels fuer das juedische Volk,
war er auch davon ueberzeugt, dass Israel von der Unterstuetzung des
Weltjudentums und der ganzen Welt abhaengig sei.
Seine Kritiker sahen in dieser, in ihren Augen irrenden, Haltung eine
Mentalitaet, die ihrem Wesen nach in die und zur Diaspora gehoert.
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Bearbeitung: Dr. Chani Hinker
Updated: 11/12/00