Nachman Syrkin (1868-1924)
Fuehrer des sozialistischen Zionismus
Nachman Syrkin wurde in Weissrussland geboren, und erhielt seine erste
juedische Erziehung durch Privatlehrer. Als die Familie 1884 nach Minsk
uebersiedelte, besuchte Syrkin das russische Gymnasium. Er trat der Chovevei
Zion bei und hielt Kontakte zu russischen revolutionaeren Kreisen. 1888 wurde er
eingesperrt. Nach seiner Freilassung ging er nach London und Berlin, wo der
Psychologie und Philosophie studierte.
In Berlin gruendete Syrkin die „Russisch - Juedisch wissenschaftliche
Gesellschaft", zu deren Mitgliedern zukuenftige zionistische Fuehrer wie
Schmarjahu Levin, Leo Motzkin und Chaim Weizmann gehoerten.
Im Alter von neunzehn Jahren begann er ueber akademische und zionistische
Themen zu schreiben. Syrkin versuchte, sich und seine Familie durch Schreiben
ueber Wasser zu halten, scheiterte aber und kehrte zur Philosophie zurueck. 1903
veroeffentlichte er in Bern seine Dissertation.
Beim Ersten Zionistischen Kongress war Syrkin einer der Fuehrer der
sozialistischen Zionisten gewesen und ebenso ein frueher Anwalt des Konzeptes
fuer einen Juedischen Nationalfonds. Beim Zweiten Zionistischen Kongress reichte
er dafuer eine Resolution ein.
Syrkin wurde 1904 aus Deutschland verbannt, verbrachte einige Zeit in Paris
und kehrte nach der Revolution von 1905 nach Russland zurueck, um seine Arbeit
mit den sozialistischen Zionisten fortzusetzen. 1907 wanderte er in die
Vereingten Staaten ein, trat der Poalei Zion Bewegung bei und kehrte zur
Zionistischen Organisation zurueck. Syrkin blieb bis zu seinem Tod der Fuehrer
der amerikanischen Poalei Zion.
1919 gehoerte Syrkin zur amerikanischen
juedischen Delegation bei der Friedenskonferenz
von Versailles und war im selben Jahr eine
Schluesselfigur auf der Stockholmer Tagung der
Poalei Zion, wo ihm die Aufgabe uebertragen
wurde, eine Studienkommission zu leiten, die in
Palaestina einen Plan fuer die kooperative
Massenbesiedlung entwerfen sollte.
Nach seiner Rueckkehr in die USA hatte Syrkin die Absicht, sich in Palaestina
niederzulassen, starb aber ploetzlich an einem Herzinfarkt. 1951 wurden seine
sterblichen Ueberreste im Kibbutz Kinneret neben den anderen Gruendern des
Arbeiterzionismus beigesetzt.
Im Alter von zwanzig Jahren hatte Syrkin die Idee gehabt, die sein Lebenswerk
werden wuerde: die Kombination von Sozialismus und juedischem Nationalismus.
1897 war er der Fuehrer dieser sozialistischen Zionisten am ersten Zionistischen
Kongress. Im folgenden Jahr, zwei Jahre nach Herzls „Der Judenstaat",
veroeffentlichte Syrkin in der oesterreichischen sozialistischen
Monatszeitschrift einen Artikel mit dem Titel „Die juedische Frage und der
sozialistische juedische Staat". Hier skizzierte er zum ersten Mal sein
zionistisches Konzept, das auf der kooperativen Siedlung der juedischen Massen
beruhte.
Der Zionistische Kongress kannte ihn fuer seine Angriffe gegen das
Establishment, die zu lautstarken Protesten bei den Sitzungen fuehrten. In den
ersten Jahren des Zwanzigsten Jahrhunderts arbeitete er fuer den Aufbau
sozialistischer Gruppen in Deutschland, Oesterreich und der Schweiz und setzte
seine schriftstellerische Taetigkeit fort. Syrkin war ein produktiver Autor in
hebraeischer, jiddischer, russischer, deutscher und englischer Sprache.
Im Ersten Weltkrieg vereinigte er den Juedischen Kongress in Amerika und
unterstuetzte die Idee einer Juedischen Legion zu Befreiung Palaestinas.
Syrkin unterschied sich von anderen sozialistischen Zionisten dadurch, dass
er kein orthodoxer Marxist war. Fuer ihn war Sozialismus eher ein moralisches
Konzept als das unvermeidliche Ergebnis des Klassenkampfes.
Zu verschiedenen Gelegenheiten, in Reden und in seinen Schriften, griff er
praktisch jede zionistische Stroemung an. Anlaesslich eines fruehen
Zionistischen Kongresses kritisierte er die „bourgeoisen und klerikalen"
Elemente in der Zionistischen Organisation. Spaeter attackierte er Achad Ha-Am
und seine Idee des „spirituellen Zentrums" in Eretz Israel, da sie vor den
Realitaeten wie Antisemitismus und Masseneinwanderung die Augen verschliesse. Im
eigenen Lager stellte er sich gegen Ber Borochows marxistische Analyse des
Zionismus.
Syrkin hatte zwar viele Differenzen innerhalb der Bewegung, aber er
unterstuetzte die Etablierung des Hebraeischen als juedische Nationalsprache und
sprach perfekt Hebraeisch.
Nachman Syrkin war in vielerlei Hinsicht ein unabhaengiger Geist. Er war ein
tief religioeser Mensch, dem es gelang, diese Gefuehle mit seinen
revolutionaeren politischen Ideen in Einklang zu bringen.
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Bearbeitung: Dr. Chani Hinker
Updated: 11/12/00