Vladimir Ze´ew Jabotinsky (1880 - 1940)
"Er vereinigte in sich den Geist Rabbi Akivas, den Mut Bar Kochbas, die
politische Vision Dr. Herzls und den Charme
eines antiken juedischen Prinzen. In dieser
wunderbaren Synthese von Intellekt und Charakter
lag die Magie des Names Vladimir Jabotinsky bei
seinen Schuelern und der ganzen juedischen
Nation - bei seinen Anhaengern und bei seinen
Gegnern."
(Mordecai Katz)
Ze'ew Jabotinsky wurde 1880 in Odessa als Sohn einer buergerlichen Familie in
Odessa geboren. Seine Universitaetsjahre verbrachte er in Rom, wo er den Geist
des europaeischen Liberalismus aufnahm und eine Art Bohemian wurde.
Jabotinsky wurde stark vom Nationalismus Garibaldis, der zur Vereinigung
Italiens gefuehrt hatte, beeinflusst. In Italien sei er Zionist geworden, sagte
Jabotinsky spaeter, nachdem er nach Odessa zurueckgekehrt war, wo er nach den
Pogromen, die das zaristische Russland erschuettert hatten, die Organisation
einer juedischen Selbstverteidigungsgruppe unterstuetzte.
"Meine Naehe zum Zionismus und zu Eretz Israel", schrieb Jabotinsky in
seiner Autobiographie, "basierte auf pragmatischen Ueberlegungen. Es ist das
einzige Land, das eine Loesung fuer die juedische Heimatlosigkeit bietet. In
Eretz Israel stand unsere Wiege, dort wurden wir eine Nation. Dort bildeten wir
unseren Glauben an Einen Gott, dort wurden die Ideen unserer Propheten
entwickelt, dort wurde das Lied der Lieder zum ersten Mal gesungen. Eretz Israel
stattete uns mit allem Juedischen aus. Volk und Land Israel sind eins. Und auch
nachdem wir aus den Grenzen unseres Landes vertrieben worden waren, war unser
ganzen Leben der Bewahrung dessen gewidmet, das in Eretz Israel geschaffen
wurde."
Jabotinsky wurde einer der Fuehrer der zionistischen Bewegung in Russland,
nahm im Jahr des Pogroms von Kischinew, 1903, am Sechsten Zionistischen Kongress
teil und war von der Persoenlichkeit Theodor Herzls ueberwaeltigt.
Der
Einfluss des Kongresses war so stark, dass sich Jabotinsky voellig mit Herzl und
seinem Programm des Politischen Zionismus identifizierte.
Jabotinsky
entwickelte sich zu einem der eloquentesten Sprecher der russischen Juden und zu
einem der ausserordentlichsten Redner der Moderne, der seine Ansprachen in
russischer, hebraeischer, deutscher, jiddischer, englischer und franzoesischer
Sprache halten konnte.
1908 schickte ihn die Zionistische Exekutive in die Tuerkei, wo er versuchte,
die Unterstuetzung der ottomanischen Behoerden zu gewinnen. Jabotinsky ergriff
die Gelegenheit und besuchte 1909 erstmals Palaestina.
Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde er als Korrespondent einer Moskauer
Zeitung nach Westeuropa geschickt. Als er mit Joseph Trumpeldor in Alexandria
zusammentraf, schlug er die Gruendung einer Juedischen Legion vor, die sich den
Briten anschliessen sollte, um Eretz Israel von der tuerkischen Herrschaft zu
befreien. Jabotinskys Gruende waren praktisch und politisch. Einerseits sollten
die Juden lernen, sich selbst zu verteidigen, andererseits hatte er den Wunsch,
die juedische Forderung nach einer nationalen Heimstaette in Palaestina in den
Augen der Allierten zu staerken. Nach der Formierung des „Ersten Juedischen
Regiments" (mit einer Menora als Feldzeichen), ueberschritt Jabotinsky als
Kommandant der ersten Kompanie den Jordan und wurde fuer diese Tat
ausgezeichnet.
Jabotinsky hoffte, die Legion auch nach dem Beginn des
britischen Mandats erhalten zu koennen. Es kam zu Meinungsverschiedenheiten mit
den Briten und 1920, nachdem Jabotinsky waehrend der arabischen Unruhen gehofen
hatte, die Juden der Jerusalemer Altstadt zu verteidigen, wurde er verhaftet und
zu fuenfzehn Jahren Zwangsarbeit verurteilt.
Schliesslich wurde er von
Herbert Samuel, dem Hochkommissar begnadigt und nach nur drei Monaten aus dem
Gefaengnis von Akko entlassen.
Chaim Weizmann empfahl Jabotinsky fuer eine Position in der Exekutive der
WZO. Als Mitglied der zionistischen Exekutive teilte er die Verantwortung fuer
die Annahme des Churchill Weissbuches von 1922, das Transjordanien von den
Bedingungen der Balfour Deklaration ausnahm.
1923 verliess Jabotinsky die
Exekutive aus Enttaeuschung ueber die britische Politik dem Zionismus gegenueber
und der Bereitschaft der zionistischen Fuehrung, sich mit den Briten zu
versoehnen.
Er plaedierte fuer den Ausbau der Verteidigung und die Masseneinwanderung in
Palaestina. 1923 gruendete Jabotinsky die Welt Union der Zionistischen
Revisionisten und die Jugendbewegung "Betar". Jabotinsky reiste unermuedlich,
trat in hunderten von Konferenzen auf und begeisterte die Massen durch seine
ausgezeichnete Rhetorik. Der Zionistische Kongress 1927 brachte der
revisionistischen Bewegung neun Mandate.
Jabotinskys Unzufriedenheit mit der Politik der zionistischen Fuehrung, ihrer
Betonung des Nationalismus und des Sozialismus, wuchs. Sie stand im Gegensatz zu
seinem Ziel: einer juedischen Mehrheit in Eretz Israel.
Nach dem Weissbuch
von 1930 attackierte Jabotinsky die Briten bitter. Er war der Meinung, die
Briten wuerden den zionistischen Standpunkt besser respektieren, wenn die WZO
der Mandatsregierung gegenueber ihr Ziel, die Etablierung eines juedischen
Staates in Palaestina, mit juedischer Mehrheit und beschuetzt durch eine
juedische Armee schaerfer vertreten wuerde.
Jabotinsky war der Meinung, es
sei fuer die Revisionisten an der Zeit, unabhaengig politisch taetig zu sein.
Die Mehrheit der Revisionisten lehnte einen solchen Schritt ab, da er den Bruch
mit der WZO bedeuten wuerde. Als Kompromiss sollte eine Resolution, die ihre
zionistischen Ziele definierte, dem 17. Zionistischen Kongress, 1931 in Basel,
vorgelegt werden. Falls die Resolution nicht angenommen werde, wuerden sie sich
von der WZO trennen.
Als der Kongress die Resolution niederstimmte, zeriss
Jabotinsky seine Mitgliedskarte, ging hinaus und rief: "Das ist kein
Zionistischer Kongress!"
Jabotinskys Beziehung zu Ben Gurion blieb jedoch aufrecht und 1934 kam es zu
einem Abkommen zwischen den beiden Fuehrern. Die Histadrut lehnte das Abkommen
ab und 1935 blieben die Revisionisten dem Zionistischen Kongress fern.
Jabotinsky gruendete in Wien die "Neue Zionistische Organisation". Das Programm
wiederholte Jabotinskys zionistisches Ziel eines juedischen Staates beiderseits
des Jordan, grossangelegte juedische Einwanderung mit dem Ziel, die Diaspora
aufzuloesen und eine juedische Armee. Die Kultur des Landes solle auf den
juedischen Werten basieren, die Staatssprache sei Hebraeisch. Die arabische
Minderheit werde dieselben Rechte geniessen, die die Juden als Minderheit
erwarten wuerden: Gleichheit und Autonomie in kulturellen und religioesen
Angelegenheiten.
Er versuchte, die Unterstuetzung europaeischer Regierungen
fuer die Einwanderung von 1,500.000 osteuropaeischen Juden zu erreichen. "Es
gibt keine Zukunft in der Diaspora. Alle ihre Juden werden zerstoert werden. Die
sogenannten neuen Kraefte, die sich weltweit erheben, werden das juedische Volk
nicht retten. Die einzige sichere Zuflucht ist Eretz Israel, und wenn wir unser
Volk retten wollen, muessen sie jetzt auswandern! Wenn wir die Diaspora nicht
liquidieren, wird sie uns liquidieren!" Trotzdem, die NZO tat alles in ihrer
Macht stehende, um die „illegale" Einwanderung nach Palaestina zu foerdern.
Waehrend der arabischen Aufstaende 1936 bis 1939 wurde Jabotinsky 1937
Oberkommandant des Etzel. In seinem Buch „Die juedische Front" (1940) beschrieb
er seine Vorstellungen ueber die juedische Haltung waehrend des Krieges und
danach.
Im Februar 1940 ging Jabotinsky in die USA, um fuer eine Juedische
Armee Unterstuetzung zu suchen.
Im August starb er in der Naehe von New York
an einem Herzinfarkt.
1964 wurden Jabotinskys sterbliche Ueberreste am Herzlberg in Jerusalem
beigesetzt.
Jabotinsky war auch ein hervorragender Hebraist. Seine Uebersetzung von zehn
Gesaengen von Dantes „Inferno" sind ein Meisterwerk. Sein literarisches Werk
besteht aus seiner Autobiographie, Liedern, Gedichten, einigen Theaterstuecken,
Kurzgeschichten und Novellen, darunter sein 1926 erschienenes Hauptwerk „Samson
der Nasiraeer". Seine Uebersetzung von Chaim Nachman Bialiks Gedicht "In der
Stadt des Schlachtens" aus dem Hebraeischen ins Russische verursachte durch die
Schilderung des Pogroms von Kischinew eine psychologische Revolution unter den
assimilierten russischen Juden.
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Bearbeitung: Dr. Chani Hinker
Updated: 11/12/00