Eliezer Ben Jehuda (1858-1922)
Eliezer Ben Jehuda war einer der ersten Zionisten. Sein Verdienst ist die
Wiederbelebung des Hebraeischen als moderne
Sprache, die von einer wiedergeborenen
juedischen Nation gesprochen wird.
Eliezer wurde 1858 als Sohn von Jehuda Leib und Fegya Perelman, in Luzki,
Litauen, geboren. Er wurde als orthodoxer Jude erzogen und studierte in einer
Jeschiwa bis ihn der Direktor, ein „geheimer Maskil" (aufgeklaerter Jude) dazu
veranlasste, „Freidenker" und Revolutionaer zu werden. Im Alter von 17 Jahren
hatte er eine ueberwaeltigende „Vision", die fuer sein ganzes Leben bestimmend
werden sollte: „es war, als ob sich die Himmel ploetzlich geoeffnet haetten,
ein helles, weissgluehendes Licht flammte vor meinen Augen auf und eine
maechtige innere Stimme droehnte in meinen Ohren: die Wiedergeburt Israels auf
dem Boden seiner Ahnen." An diese Vision erinnerte er sich, als er schrieb:
„Je mehr das nationale Konzept in mir wuchs, desto mehr kam mir zu
Bewusstsein, was eine gemeinsame Sprache fuer eine Nation bedeutet..." So
widmete er sein Leben diesem Ziel: „Jisrael be´artzo uwil'schono" - die
Wiedergeburt Israels als Nation im eigenen Land, mit der eigenen Sprache.
Als er seine politischen Aktivitaeten mit seinem ersten Essay „Eine brennende
Frage", veroeffentlicht 1879 in Smolenskins hebraeischer Zeitschrift „Die
Morgenroete", begann, aenderte Eliezer seinen Familiennamen in Ben Jehuda.
In Paris traf er einen juedischen Journalisten, der ihm erzaehlte, er habe
auf seinen Reisen durch Afrika und Asien mit den Juden Hebraeisch gesprochen,
das Hebraeische sei also keine "tote" Sprache. Im Winter 1878 erkrankte Ben
Jehuda an Tuberkulose. Anlaesslich eines Spitalsaufenthaltes traf er den
Jerusalemer Gelehrten A. M. Luncz, der mit ihm sephardisches Herbraeisch sprach
und ihm erklaerte, die Mitglieder der verschiedenen juedischen Gemeinden
Jerusalems koennten nur im sephardischen Hebraeisch miteinander sprechen. Dies
bestaerkte Ben Jehudas Ansicht, die Juden koennten nicht hoffen, ein vereintes
Volk im eigenen Land zu werden, ohne das Hebraeische als Umgangssprache wieder
zu beleben. 1881 uebersiedelte er nach Jerusalem. Auf der Reise hatte er seine
seine Jugendliebe Deborah Jonas geheiratet, und gemeinsam gruendeten sie das
erste hebraeischsprachige Heim in Eretz Israel. Ihr Sohn, Ben-Zion, der unter
seinem Pseudonym Ittamar Ben-Avi als Journalist bekannt wurde, war das erste
Kind, das mit Hebraeisch als Muttersprache aufwuchs.
Eliezer fand in Jerusalem Freunde und Verbuendete und gruendete zwei
Institutionen: „Thekhijat Jisrael" - „die Wiedergeburt Israels" und „Safa Brura"
- „klare Sprache", um seine Ziele zu verwirklichen. Die erste Gruppe der
Chalutzim (Pioniere), die Mitglieder der BILU Bewegung, kamen aufgrund seines
ersten Artikels in der „Morgenroete", um das Land zu besiedeln.
Bald nach seiner Ankunft in Jerusalem nahm Ben-Jehuda eine Lehrerstelle in
der Allianz Universelle Schule an, der ersten Schule, in der einige Faecher auf
Hebraeisch unterrichtet wurden, weil Eliezer darauf beharrte, dass Hebraeisch
die offizielle Sprache fuer den Unterricht in juedischen Faechern sein muesse.
Ben-Jehuda schrieb fuer die hebraeische Literaturzeitschrift „HaChawazelet" (Die
Lilie) und gruendete die Wochenzeitung „HaZwi" ("Der Hirsch". Im Buch Daniel
findet sich "Eretz HaZwi", das mit "Das praechtige Land Israel" uebersetzt
wird), die erste hebraeische Zeitung, die ueber die Geschehnisse im Land
berichtete.
In seinen Artikeln favorisierte er die landwirtschaftliche Arbeit, die neuen
Siedlungen und vor allem die Hebraeische Sprache. Er scheute keine Muehen, das
Hebraeische durch neue Woerter und Transliterationen aus fremden Sprachen zu
bereichern.
Eliezer glaubte an die Notwendigkeit der Einheit unter den Juden, damit sein
Vorhaben erfolgreich sein koenne. So kehrte er zu den Traditionen seiner
Kindheit zurueck und befolgte die Gebote als frommer Jude. Er bat auch seine
Frau darum, und sie stimmte zu. Die orthodoxe Gemeinde jedoch stritt mit ihm als
sie entdeckte, dass er ein politisches und nationales Programm hatte. Sie
hetzten gegen Ben-Jehuda, verfolgten und exkommunizierten ihn, indem sie ueber
ihn einen „Cherem" (Bann), verhaengten. Die extreme orthodoxe Gemeinde
verbitterte Ben-Jehuda, waehrend er mit dem sephardischen Oberrabbiner Ja´akob
Meir, aber spaeter auch mit Rabbiner Abraham Yitzchak Kook, dem ersten
aschkenasischen Oberrabbiner in Eretz Israel gute Beziehungen hatte, da beide
Rabbiner das zionistische Konzept akzeptierten.
Ben-Jehudas Frau Deborah starb 1891 an Tuberkulose. In den naechsten Monaten
starben drei seiner Kinder an Diphterie.
Sechs Monate spaeter bot Deborahs juengere Schwester, Paula, an, Ben Jehuda
zu heiraten und fuer die beiden kleinen Kinder zu sorgen. Paula reiste mit ihren
Eltern und Geschwistern nach Jerusalem. Als emanzipierte Frau mit grosser
Energie und Ueberzeugungskraft, widmete sie ihr Leben der Unterstuetzung
Eliezers und seines Unternehmens. Sie nahm den hebraeischen Namen Hemdah an,
lernte in Rekordzeit fliessend Hebraeisch, wurde Reporterin fuer seine Zeitung
und uebernahm mit der Zeit die Herausgeberstelle, um es Eliezer zu ermoeglichen,
sich auf seine Forschungen zu konzentrieren und die verlorenen hebraeischen
Woerter zu suchen, die die wiedergeborene Sprache brauchte.
Die Ultraorthodoxie, die wegen seines Artikel ueber die Korruption in der
Verteilung ihrer Spendengelder veraergert war, faelschte einen Satz in der von
seinem Schwiegervater verfassten Chanukkageschichte von 1894. Das Original
lautete: „Nehmen wir unsere Kraft zusammen und schreiten wir voran". Die
hebraeische Phrase "la'asot chajil" bedeutet "vorwaertsgehen". Die
wortwoertliche Uebersetzung ist: "eine Armee aufstellen". In der Faelschung
hiess es: „Sammeln wir eine Armee und marschieren wir ostwaerts". Dies wurde als
Vorwand benutzt, den tuerkischen Behoerden mitzuteilen, Ben-Jehuda rufe seine
Anhaenger zur Revolte auf. Er wurde eingesperrt, wegen Verschwoerung angeklagt
und zu einem Jahr Gefaengnis verurteilt. Juden in aller Welt waren ausser sich,
und Ben-Jehuda schliesslich entlassen.
1890 gruendete Ben Jehuda die „Wa´ad HaLaschon", die Vorlaeuferin der 1920
ins Leben gerufenen Akademie der Hebraeischen Sprache und fuehrte ihren Vorsitz.
Er arbeitete achtzehn Stunden taeglich, um sein „Vollstaendiges Woerterbuch des
alten und modernen Hebraeisch" zu vollenden. Ab 1910 erschienen die ersten
Baende in der "Langenscheidtschen Verlagsbuchhandlung" in Berlin, der bis heute
ersten Adresse fuer Woerterbuecher. Nach Ben Jehudas Tod fuehrten seine Witwe
und sein Sohn Ehud die Veroeffentlichung des Manuskriptes fort, eine Aufgabe,
die 1959 mit siebzehn Baenden abgeschlossen wurde. Das Woerterbuch beinhaltet
alle Woerter, die jemals in der hebraeischen Literatur von Abraham bis in die
Moderne verwendet wurden. Fuer seine Forschungen reiste Ben Jehuda mehrmals in
verschiedene europaeische Hauptstaedte und arbeitete in den verschiedenen
Nationalbibiotheken und Museen.
Den Ersten Weltkrieg verbrachte Ben Jehuda mit seiner Familie in den
Vereinigten Staaten, fuehrte Gespraeche mit amerikanischen Zionisten und
arbeitet an seinem Woerterbuch.
Eliezer Ben Jehuda starb 1922 in Jerusalem und wurde am Oelberg bestattet.
Das letzte Wort, an dem er gearbeitet hatte war "nefesch" - "Seele.
Nach seinem Tod schrieb das britische Magazin "Weekly Palestine": Er hatte
das seltene Glueck, seinen Lebenstraum erfuellt zu sehen; Lange vor seinem Tod
sah er das Ideal, fuer das er gelebt, gearbeitet und gelitten hatte, in eine
solide Realitiaet verwandelt, eine Realitiaet, ueber die nicht die nicht
bestritten werden konnte." Das entsprach nicht ganz der Wahrheit. 1922 gab
es noch keinen juedischen Staat. Die Juden wuerden noch ein weiteres
Vierteljahrhundert warten muessen, bis die Fahne des Staates Israel ueber
Jerusalem wehte, als Symbol einer freien und unabhaengigen Nation.
Aber Ben
Jehuda erlebte den Tag, an dem in Palaestina eine Volkszaehlung stattfand und
jeder Jude im Land in der Rubrik "Muttersprache" das Wort "Hebraeisch" schrieb.
Er erlebte den Tag, an dem das Hebraeische widerspruchslos in allen Schulen
als Unterrichtssprache benutzt wurde. Hebraeisch war nun die Sprache des
Theaters, der Geschaefte, der Gesellschaft, der Gerichte, der oeffentlichen
Angelegenheiten, genauso wie Arabisch fuer die Araber und Englisch fuer die
Mandatsbehoerden.
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Bearbeitung: Dr. Chani Hinker
Updated: 11/12/00