Chaim Herzog (1918-1997)
Israels sechster Staatspraesident
Chaim Herzog wurde am 17. September 1918 in Belfast, Nordirland, geboren, wo
sein Vater, Isaak HaLevy Herzog, ein bekannter Rabbiner war. 1935 uebersiedelte
die Familie nach Eretz Israel, und Isaak Herzog wurde 1937 Oberrabbiner. Chaim
studierte an der Universitaet des Jischuw und danach in Cambridge und London, wo
er 1942 als Jurist promovierte.
Bereits waehrend der Arabischen Revolte von 1936 bis 1939 hatte sich Chaim
Herzog der Haganah angeschlossen. Im Zweiten Weltkrieg diente Chaim Herzog in
der britischen Eliteeinheit Guard Armoured Division als Panzerkommandant,
spaeter wurde er ein Leiter der britischen Nachrichtenabteilung in Barfeld, im
besetzten Deutschland, wo er Nazis verhoerte. In Barfeld ergab sich Heinrich
Himmler, der Reichsfuehrer SS, dem britischen Kommandanten.
Nach der Staatsgruendung wurde Herzog Offizier in den IDF. Im
Unabhaengigkeitskrieg war Chaim Herzog in der Schlacht um Latrun beteiligt. Von
1948 bis 1950 und 1959 bis 1962 war er Chef der militaerischen
Nachrichtenabteilung, 1950 bis 1954 Militaerattachee' in Washington, 1954 bis
1957 kommandierender Offizier des Bezirkes Jerusalem und 1957 bis 1958 Chef des
suedlichen Kommandos.
Nach seinem Abschied von der Armee, 1962, verband Chaim Herzog eine
wirtschaftlichen und juristischen Karriere mit dem Dienst an der
Oeffentlichkeit. Am Vorabend des Sechs Tage Krieges wurde er ein
Radiokommentator, der fuer seine militaerischen und politischen Analysen
waehrend des Sechs Tage und Jom Kippur Krieges beruehmt war, da sie dazu
beitrugen, die Ruhe in einer aufgeregten Bevoelkerung aufrecht zu erhalten. Nach
dem Sechs Tage Krieg wurde Herzog in den aktiven Militaerdienst zurueckgerufen
und war der erste Militaerverwalter von Judea, Samaria und Ostjerusalem.
Seine Analyse des Jom Kippur Krieges erschien 1975. Auch weiterhin war Chaim
Herzog mit Militaergeschichte beschaeftigt und blieb ein gesuchter Kommentator
politischer und militaerischer Angelegenheiten.
Von 1975 bis 1978 war Chaim Herzog Israels Vertreter in den Vereinten
Nationen.
Das Bild Israels hatte durch die feindliche Koalition zwischen dem Ostblock
und den arabischen Laendern stark gelitten. Die Spannungen erreichten ihren
Hoehepunkt, als die Vereinten Nationen am 10. November 1975 eine Resolution
verabschiedeten, die Zionismus und Rassismus gleichsetzte. Chaim Herzog schreibt
in seinen Lebenserinnerungen: "Als ich meine Taktik ueberlegte, dachte ich,
nicht einmal eine gute Rede wuerde genuegen. Ich brauchte etwas Dramatisches und
Unvergessliches. Mein Vater stand 1939 als Oberrabbiner von Palaestina einmal
vor der Jeschurun Synagoge in Jerusalem. Vor den tausenden Versammelten zerriss
er dramatisch das britische Weissbuch in kleine Stuecke. Das war unvergesslich."Am
Ende seiner Ansprache nahm Herzog die Resolution."Ich zerriss sie vor den
Augen der UNO Generalversammlung und sagte: 'Danke, Herr Praesident.'"
1976 verteidigte Herzog vor der UNO die "Operation Jonatan", die zur
Befreiung der israelischen und juedischen Geiseln der von deutschen und
palaestinensischen Terroristen nach Entebbe entfuehrten Air France Maschine
fuehrte.
"Meine drei Jahre in den Vereinten Nationen waren ausserordentlich schwere
Jahre fuer Israel. Die UNO war ein Bienenkorb ohne Honig geworden, aber mit eine
Menge Stacheln. Mindestens die Haelfte der Zeit der Generalversammlung war der
Verurteilung Israels gewidmet, obwohl sensible Mitglieder erkannten, dass dieser
Massenangriff auf ein kleines Land das Image der UNO zerstoerte. Ich lernte den
speziellen Code der Angreifer: 'Imperialisten' meinte die Amerikaner;
'Hegemonisten' wurde von den Chinesen benutzt, um die Russen zu beschimpfen;
'ein wahrer und dauerhafter Frieden im Nahen Osten" bedeutete die endgueltige
Zerstoerung Israels."
1981 wurde Herzog fuer die Arbeiterpartei Knessetmitglied. Sein Buch „Der
arabisch - israelische Krieg" erschien 1982. Ab 1983 war er Israels sechster
Praesident, der 1988 in seinem Amt bestaetigt wurde.
Der Kosmopolit Chaim Herzog widmete vieler seiner Bemuehungen dem Ansehen
Israels im Ausland.
Er absolvierte Staatsbesuche in ueber dreissig Laendern, darunter die ersten
Besuche eines israelischen Staatsoberhauptes in Deutschland und China, ein
Versoehnungsbesuch in Spanien, 500 Jahre nach der Vertreibung der Juden aus
diesem Land. Waehrend seiner Amtsperioden wurde sechs Mal die Regierung
gewechselt und vier Mal der Ministerpraesident. Als Praesident aller Israelis
besuchte er Araber und Drusen ebenso wie die juedischen Siedler in den besetzten
Gebieten.
1993 kehrte Chaim Herzog ins Privatleben zurueck. 1996 erschien seine
Autobiographie "Gelebte Geschichte": " Ich habe immer unerschuetterlich daran
geglaubt, dass der Staat Israel seine Existenz auf eine starke Basis stellen
muss, wenn er als einzigartige ethische Gesellschaft leben und gedeihen moechte.
Ich sehe diese Grundlage im reichen juedischen Erbe, das uns ueber die
Generationen hinweg erhalten hat, in den Werten, die den zionistischen
Unternehmungen zugrunde liegen, in der soliden Sicherheit und Wirtschaft, die es
uns moeglich machten, den Angriffen derer, die sich gegen uns erhoben, stand zu
halten, aber vor allem in der moralischen Staerke, die individuelle und
universale Gerechtigkeit schafft. Ich kann Israels Unabhaengigkeit nicht als
selbstverstaendlich hinnehmen, denn ich habe gesehen, wie sich das juedische
Volk aus den schrecklichen Tiefen des Holocaust erhob, um zu den Hoehen des
Staates Israel aufzusteigen. In all meinen Jahren im Militaer, in der
Sicherheit, der Politik, im Gesetz, im Journalismus, in der Wirtschaft, im
diplomatischen Dienst und in der Regierung wurde ich durch meinen Glauben an die
Ewigkeit Israels inspiriert und die Verpflichtung dafuer zu arbeiten. Jenseits
jedes Rueckschrittes sehe ich die Saga bemerkenswerter Errungenschaften auf
jedem Gebiet des Lebens. Die Tragoedien, die das juedische Volk zu meinen
Lebzeiten erlitt, haben nicht ihresgleichen. Aber unsere Siege und Leistungen
haben die Traeume von Generationen uebertroffen. Darum kann man traeumen, sollte
man traeumen. Darum muss man traeumen.
Chaim Herzog starb am 17. April 1997.</>
[Top] [Persoenlichkeiten]
[Das
Jahrhundert des Zionismus] [Homepage]
The
Pedagogic Center
Direktor: Dr. Motti Friedman
Web Site Manager:
Esther Carciente,
esthers@jajz-ed.org.il
Bearbeitung: Dr. Chani Hinker
Updated: 11/12/00