Louis Dembitz Brandeis (1856-1941)
"Meine Annaeherung an den Zionismus geschah durch den Amerikanismus. Mit der
Zeit ueberzeugten mich praktische Erfahrung und
Beobachtung, dass die Juden durch ihre
Traditionen und ihren Charakter besonders gut
geeignet waren, die amerikanischen Ideale zu
erlangen. Nach und nach wurde mir klar, dass
wir, um gute Amerikaner zu sein, bessere Juden
sein muessen. Und um bessere Juden zu sein,
muessen wir Zionisten werden. Juedisches Leben
kann nicht bewahrt und entwickelt, Assimilation
nicht aufgehalten werden, wenn nicht in unserem
Heimatland ein Zentrum errichtet wird, von dem
aus der juedische Geist ausstrahlen kann, um den
in aller Welt verstreuten Juden jene Inspiration
zu geben, die den Erinnerungen an eine grosse
Vergangenheit und den Hoffnungen auf eine grosse
Zukunft entspringt."
(Louis D. Brandeis)
Brandeis wurde in Louisville, Kentucky, geboren. Seine Eltern stammten Prager
juedischen Familien und standen dem europaeischen Liberalismus nahe. Louis war
ein bemerkenswerter Schueler, er wuchs in einer familiaeren Umgebung auf, in der
intellektuelle Leistungen und geistige Sensibilitaet gefoerdert wurden,
religioese Erziehung jedoch ausgeklammert war. Louis bewunderte vor allem seinen
Onkel Lewis Dembitz, einen gelehrten Rechtsanwalt, der ein Anhaenger Herzls und
ein aktiver Zionist werden sollte. Um seinen Onkel zu ehren, aenderte Brandeis
seinen mittleren Namen von David auf Dembitz. 1872 begleitete Louis seine Eltern
nach Europa und 1873 bis 1875 besuchte er die Annen Realschule in Dresden, deren
Disziplin er verabscheute.
Nach seiner Rueckkehr in die USA inskribierte er in Harvard und studierte
Rechtswissenschaften. Er beendete seine Studien vor dem 21. Lebensjahr, ein noch
nie dagewesener Rekord in der Geschichte Harvards.
Brandeis eroeffnete in Boston eine Rechtsanwaltskanzlei und war bald als der
"Volksanwalt" bekannt. Er heiratete Alice, eine Tochter des Wiener
Wissenschaftlers Joseph Goldmark.
Als Woodrow Wilson 1912 zum amerikanischen Praesidenten gewaehlt wurde,
wandte er sich an Brandeis, mit der Bitte, bei der Umsetzung politischer und
sozialer Reformen im Rahmen rechtlicher Institutionen behilflich zu sein.
1916 nominierte ihn Wilson trotz der Widerstaende des Senats zum Richter am
Obersten Gerichtshof.
Zwei Ereignisse brachten Brandeis dazu, sich mit juedischen und zionistischen
Problemen zu beschaeftigen. 1911 diente er als Vermittler beim Streik der New
Yorker Textilarbeiter, eine Industrie, die von Juden dominiert war. Die zweite
Erfahrung war ein Treffen mit Jacob De Haas, der in London Theodor Herzls
Sekretaer gewesen war.
Brandeis stieg schnell zur Fuehrerschaft der Bewegung auf. Als nach Ausbruch
des Ersten Weltkrieges verschiedene Fuehrer der WZO nach Amerika uebersiedelten,
ueberzeugte sie Brandeis, Vorsitzender des Komitees fuer allgemeine zionistische
Angelegenheiten zu werden. Er unterstuetzte die Einberufung eines amerikanischen
juedischen Kongresses, um die juedischen Interessen bei der Friedenskonferenz
schuetzen zu koennen. Sein Naheverhaeltnis zu Praesident Wilson und hohen
Verwaltungsbeamten spielte eine wichtige Rolle in der Sicherung der
Unterstuetzung fuer die Balfour Deklaration und spaeter fuer das britische
Mandat.
Ein Wendepunkt in Brandeis Fuehrerschaft entstand durch seine Beziehung zu
Chaim Weizmann, den er 1919 in London zum erstenmal traf, als er sich auf der
Reise nach Paris und anschliessend nach Palaestina befand.
In Palaestina erfreute ihn die Haltung der Siedler. Er war jedoch betruebt
ueber die Gefahr der Malaria und den Mangel an Geschaeftsmethoden und Kontrolle
des Budgets der zionistischen Fonds. Er bestand darauf, diese medizinischen und
finanziellen Probleme vorrangig zu loesen.
1920 suchte er bei der WZO Konferenz in London Zustimmung zu seinem Plan,
die zionistische Aktivitaet auf den wirtschaftlichen Aufbau der Siedlungen zu
konzentrieren. Er schlug ein Komitee vor, zu dem Weizmann und einige erfahrene
Geschaeftsleute gehoeren sollten. Weizmann befuerwortete den Plan zuerst, zog
aber zurueck, als er sah, dass viele alte Kollegen aus Osteuropa vom Komitee
ausgeschlossen waren. Brandeis entschied, unter diesen Umstaenden keine
Verantwortung in der WZO uebernehmen zu wollen.
1921 brachte eine amerikanische zionistische Konferenz Rueckschlaege. Viele
Delegierte hatten starke Bindungen zu Weizmann und anderen osteuropaeischen
Fuehrern und teilten Weizmanns Ansicht, die von Brandeis geforderte finanzielle
Autonomie der amerikanischen Organisation werde die WZO schwaechen. Als ihm die
Mehrheit das Vertrauen verweigerte, trat Brandeis zurueck.
Brandeis Hingabe an den Zionismus wurde jedoch nicht geschwaecht. Er
ueberzeugte die Palestine Cooperative Company, aus der die Palestine Economic
Corporation hervorging, in Projekte zu investieren, die sich selbst erhalten
wuerden. Er unterstuetzte die Gruendung eines Fonds, der fuer Projekte Mittel
bereitstellte, die nicht zurueckerstattet werden mussten. Brandeis trug
grosszuegig aus seinem persoenlichen Vermoegen bei.
In seinem Testament vermachte er das groesste Legat der zionistischen Sache.
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Bearbeitung: Dr. Chani Hinker
Updated: 11/12/00