Boris Schatz (1866-1932)
Ich traeumte von einer Gilde Kuenstler, geheiligt im Geist ... gesund im
Koerper und stark im Geist, mit Phantasien des
Lichtes in der Seele."
Als Sohn einer religioesen litauischen Familie wurde Boris Schatz nach Wilna
zum Studium an der Jeschiwa geschickt. Dort brach er mit seiner religioesen
Erziehung, um sich seinen Kunstinteressen zu widmen.
1889 ging Schatz nach Paris und wurde im traditionellen akademischen Stil
als Bildhauer und Maler ausgebildet.
Noch in Paris, 1894, vor dem Hintergrund der Dreyfus Affaere, gewann er fuer
sein eigenstaendiges Werk "Mattathias der Hasmonaeer" Anerkennung.
Auf Einladung des Prinzen Ferdinand, der die Statue gesehen hatte,
uebersiedelte Schatz 1895 als Hofbildhauer nach Bulgarien, wo er bis 1906 lebte.
Schatz unterstuetzte eine neue bulgarische Kultur, gruendete eine Kunstakademie,
ein Museum und eine Teppichindustrie.
1903 traf Schatz Theodor Herzl und wurde ein gluehender Zionist. Am
Zionistischen Kongress von 1905 machte er den Vorschlag einer Kunstschule fuer
den Jischuw. 1906 ging Schatz nach Eretz Israel, wo er seine Erfahrungen mit der
Schaffung von Kultur aus dem Nichts in die Tat umsetzte.
1906 gruendete Schatz die Bezalel Kunstschule in Jerusalem.
Schatz war ein Visionaer. Er ging als Beduine gekleidet durch die Strassen
von Jerusalem, sprach Hebraeisch mit schwerem polnischen Akzent und glaubte an
sich selbst als den Erloeser Israels und der Welt. Es wurde von ihm auch
erzaehlt, er habe sich 1910 als jemenitischer Kaufmann verkleidet, und tausende
jemenitische Handwerker nach Palaestina geschmuggelt. Obwohl in Wirklichkeit
nicht er in den Jemen ging, setzte Schatz seine messianische Karriere so fort,
dass er ein Dutzend jemenitische Familien von Jerusalem nach Moshevet Bezalel,
in der Naehe des Herzlberges, brachte.
Schatz' Optimismus stand nicht allein. Der gleiche Enthusiasmus naehrte
Achad Ha Ams Traum vom "spirituellen Zentrum".
Das Konzept eines "Eretz Israel Stils", das von Schatz entwickelt wurde,
erforderte die Stilisierung der Natur des Landes und der Bibel. So war das
Bezalel Museum, das Schatz einrichtete, in den ersten Jahren ein zoologisches
Museum, das Eier und ausgestopfte Tiere ausstellte. Der "Biblische Zoo" von
Bezalel zeigte einen kleinen Fuchs im Kaefig und einen einsamen Pfau.
Fuer Schatz bedeuteten diese Elemente das Rohmaterial fuer die Schaffung des
neuen, dekorativen "Eretz Israel Stil". Der Kern war die Vereinigung der
biblischen Vergangenheit mit der messianischen Zukunft der Erloesung. So wurde
jeder kurdische Bettler das Vorbild fuer einen Propheten, und die Wiederbelebung
des Hebraeischen war das Thema der Ornamentik.
Es war auch kein Zufall, dass die Schule nach Bezalel benannt wurde, dem
Kuenstler des Tempels. Schatz setzte eine Nachbildung der Menora des Tempels auf
das Dach der Schule und tat alles Moegliche, um Land gegenueber dem Tempelberg
zu kaufen (heute Rockefeller Museum). Er veroeffentlichte einen Plan fuer die
Renovierung Jerusalems, der den Vorschlag enthielt, das Goldene Tor zu oeffnen,
ein Akt, der dem Messias vorbehalten ist.
In den fruehen Jahren foerderte Bezalel das Kunsthandwerk: gewebte Teppiche,
Kupferarbeiten, Holz- und Elfenbeinschnitzereien. 1911 gab es 32 Abteilungen.
Das goldene Zeitalter von Bezalel dauerte bis zum Ausbruch des Ersten
Weltkrieges und seinen finanziellen Krisen.
In diesen goldenen Tagen ueberging Schatz die Instruktionen seiner Berliner
Direktoren, die Bezalel als Geldbeschaffungsmaschinerie fuer den Zionismus
betrachteten, waehrend in Jerusalem weiterhin an messianische Kunst geglaubt
wurde. Ein Zusammenstoss war nur eine Frage der Zeit. Je mehr Schatz und seine
Professoren die Produktion von Kunstobjekten forcierten, umso mehr
verschlimmerte sich die Krise und die Schulden der Institution stiegen.
In seinen weltweiten Ausstellungen von Bezalel Kunstwerken errang Schatz
Beifall. Die groessten hebraeischen Dichter seiner Zeit priesen ihn. 1929 musste
Bezalel wegen finanziellen Fiaskos geschlossen werden, die zionistischen
Institutionen erwarteten Einkommen und keine Kunst.
Schatz fuhr mit gebrochenem Herzen in die USA, verkauft einige Kusntwerke
und hoffte auf eine Wiedereroeffnung der Schule.
Zu Purim 1932 starb Schatz in Denver, Colorado, weit entfernt von seinem
Lebenstraum.
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Bearbeitung: Dr. Chani Hinker
Updated: 11/12/00