|
Natan Alterman (1910-1970)
Das Gewissen des Volkes
(David Ben Gurion)
Der in Warschau geborene Natan Alterman uebersiedelte 1925 nach Tel Aviv und
besuchte das Herzlgymnasium. Er ging nach Frankreich, um Landwirtschaft zu
studieren, aber nach seiner Rueckkehr nach Eretz Israel widmete er sich einer
schriftstellerischen Laufbahn. Obwohl er in erster Linie als Lyriker bekannt
ist, war Alterman auch in anderen literarischen Gattungen begabt. Er schrieb
Theaterstuecke, kurze Sketches, Kinderliteratur, Zeitungskolumnen und
uebersetzte Shakespeare, Moliere und Racine ins Hebraeische. Fuer seine
Uebersetzungen erhielt er viele Preise, 1968 wurde ihm fuer seinen Beitrag zur
hebraeischen Literatur der Israel Preis verliehen.
Altermans Werk, das ab 1931 veroeffentlicht wurde, kann in zwei Kategorien
eingeteilt werden. Die erste ist seine zeitgenoessische politische Dichtung, von
der viel in seiner woechentlichen Zeitungskolumne erschien, beginnend 1934 in
HaAretz und ab 1943 in Dawar.
Ein Beispiel dafuer ist ein Ereignis des Jahres 1935: Ein Frachter lief vor
der Kueste Tel Avivs auf Grund. Hunderte Einwohner der Stadt stroemen an den
Strand und holen sich die Aepfel, die der Frachter geladen hatte.
Alterman schrieb: "Niemals war ich in Neuseeland, auch Korea hab' ich nie
gesehn. Kein Maedchen aus Tahiti hat jemals mich behext und ihre Eltern hatten
nicht den Wunsch, mich zum Abendessen zu verspeisen."
Auch etwas Anderes kam ihm nie vor Augen: "Niemals sah ich Wilde ein
Schiff, das auf Grund lief, pluendern. Aber, verzweifelt nicht, es gibt
Hoffnung.
Auch mich trug der Sturm zur Duene, und dort war es wie auf der Buehne."
Alterman beschaeftigt sich auf oft herbe, satirische oder auch derbe Weise
mit den Problemen der israelischen Gesellschaft im Jischuw und im spaeteren
unabhaengigen Staat. Er ist der Dichter des Jischuw, der literarische Sprecher
der nationalistischen Bewegung und drueckt die Sehnsucht der Menschen nach
Unabhaengigkeit aus. Einige seiner Gedichte, die von den Briten zensuriert
wurden, waren Hymnen des damaligen Kampfes.
1947 inspirierte ihn eine Rede Chaim Weizmanns zu seinem beruehmten Gedicht
Das Silbertablett
"Ein Staat wird einem Volk nicht auf einem Silbertablett praesentiert"
Chaim Weizmann, erster Praesident des Staates Israel
Die Erde entwickelt sich noch!
Der glaenzende Himmel wird langsam blasser
ueber rauchenden Grenzen.
Tief betruebt, aber immer noch am Leben, ist ein Volk bereit
Das Wunder zu begruessen.
Vorbereitet, warten sie unter dem Mond,
Eingehuellt in furchterregende Freude, vor dem Licht.
-- dann, bald,
Ein Maedchen und ein Junge treten heraus,
Und gehen langsam vor die wartende Nation;
In Arbeitskleidung und schweren Schuhen
Klettern sie
In Stille.
Sie tragen noch das
Gewand der Schlacht, den Schmutz
Des schmerzenden Tages und der feuererfuellten Nacht
Ungewaschen, erschoepft bis zum Tod, Ruhe nicht kennend,
Tragen sie ihre Jugend wie Tautropfen im Haar,
-- still kommen die beiden naeher
und stehen.
Gehoeren sie zu den Lebenden oder den Toten?
Durch staunende Traenen starrt das Volk.
„Wer seid ihr, ihr stillen zwei?"
Und sie antworten: „ Wir sind das Silbertablett
Auf dem euch der juedische Staat serviert wurde."
Und sprechend, fallen sie in den Schatten, zu Fuessen der Nation.
Der Rest moege in Israels Chroniken erzaehlt werden.
Nach 1948 nahm Alterman in seinem Werk soziale und politische Themen des
Staates in Angriff. Nach dem Sechs Tage Krieg wurde er ein Proponent der
„Gross-Israel" Ideologie.
Die andere Dimension ist die lyrische und meditative. Beeinflusst von
franzoesischen und russischen Symbolisten, wurde er selbst ein fuehrender
Dichter der Imagination und ein wichtiges Vorbild fuer die Entwicklung der
modernen hebraeischen Literatur. Der Sprachkuenstler und Rhythmiker Alterman
schuf einen Kanon an Versen, reich an Bildern. Verschiedene Kapitel der
juedischen Geschichte, vor allem die Schoa, finden Ausdruck in seinem Werk, aber
auch der Konflikt zwischen urspruenglichen, natuerlichen Kraeften, die das
verlorene Paradies symbolisieren, und der staedtischen, mechanisierten
zeitgenoessischen Welt.
Auch seine Liebesdichtung spiegelt die Spannung zwischen Frauen wieder, die
diese gegensaetzlichen Impulse darstellen.
Altermans erstes Buch „Kochawim BaChutz" („Sterne draussen") erschien 1938.
Weitere Gedichtbaende wurden 1940, 1944 („Schirei Makkot Mitzraim" - „Die
aegyptischen Plagen") und 1950 veroeffentlicht.
Eine vierbaendige Werkausgabe erschien 1961/62.
[Top] [Persoenlichkeiten]
[Das
Jahrhundert des Zionismus] [Homepage]
The
Pedagogic Center Direktor: Dr. Motti Friedman Web Site Manager:
Esther Carciente,
esthers@jajz-ed.org.il
Bearbeitung: Dr. Chani Hinker
Updated: 11/12/00
|
|