Achad Ha-Am (1856 - 1927)
Es heisst, dass die Feder maechtiger ist als das Schwert. Wenn es in der
modernen juedischen Geschichte jemanden gibt,
dessen Feder maechtig war und der mit ihr
Grossartiges leistete, dann ist es Achad Ha-Am.
Als Schriftsteller aenderte er durch seine vielen Essays und Artikel
sicherlich die Geschichte des juedischen Volkes.
Seine zahlreichen Werke sind nun in einer vierbaendigen Ausgabe vereint, die
den Titel „Al Paraschat ha-Drachim" -„Am Scheideweg" traegt.
Achad Ha-Am wurde 1856 in Skvire, Suedrussland, als Ascher Ginsburg geboren.
Seine fruehe Erziehung war gaenzlich den traditionellen juedischen Studien
gewidmet. Im Alter von zwanzig Jahren lernte er als Autodidakt Russisch und
Deutsch und begann sich als Gefangener im chassidischen Dorf seiner Kindheit zu
fuehlen, da es nur wenig Kontakt zu Aussenwelt gab.
1884, im Alter von fast dreissig Jahren, konnte er seinen Geburtsort
verlassen und liess sich in Odessa nieder, dem damaligen Zentrum des juedischen
Lebens in Russland.
Dort schrieb 1889 er sein erstes Essay ueber ein zionistisches Thema: "Das
ist nicht der Weg". Er benutzte das Pseudonym Achad Ha Am - Einer aus dem Volk,
da er nicht die Absicht hatte, regelmaessig zu schreiben, sondern nur seine
Ansichten als "Einer aus dem Volk" ausdruecken wollte, den die Angelegenheiten
des Volkes interessieren.
Er unterstuetzte die Gruendung der geheimen zionistischen Gesellschaft "Bnei
Moshe" und der Zeitschrift "HaSchiloah", die 1896 ins Leben gerufen wurde.
1897 nahm er als Beobachter am Ersten Zionistischen Kongress teil und
bestaerkte seine Ablehnung des Politischen Zionismus.
1907 uebersiedelte er nach London und arbeitete fuer die Teefirma Wissotzky.
Achad Ha Am fuehlte sich in London ungluecklich, einerseits wegen des Klimas und
andererseits wegen der juedischen Gemeinde, die sich stark von seiner gewohnten
Gemeinde unterschied.
Als medizinische Gruende mit seinen Ansichten uebereinstimmten, ging er 1922
nach Tel Aviv, wo er 1927 starb.
Achad Ha Am glaubte an die juedische Renaissance und an das juedische
ethische System, das die nationale Identitaet unterstuetzt. "Es ist die
Pflicht jeder Nation und jedes Menschen, bis an die Grenzen seiner Macht sich zu
entwickeln und zu leben. Gleichzeitig muss das Recht jeder anderen Nation
anerkannt werden, diesselbe Pflicht zu erfuellen."
1913 beantwortete Achad Ha Am in einem Brief die Frage "Was ist Judentum?":
"Ich denke, Religion selbst ist nur eine der Formen von Kultur. Und Judentum
ist weder das eine noch das andere, sondern die nationale Schaffenskraft, die
sich in der Vergangenheit als hauptsaechlich religioese Kultur ausdrueckte. In
dieser Form wird sich das Judentum auch in Zukunft ausdruecken."
Fuer Achad Ha-Am mussten die Gruende fuer eine
Auswanderung nach Palaestina und fuer eine
loyale Mitgliedschaft zum juedischen Volk aus
dem Judentum selbst kommen. In vielen seiner
Essays versuchte er die wirkliche Bedeutung des
Judentums darzulegen. Er lehrte, das Judentum
habe einige grosse und einzigartige Ideen zur
Weltgeschichte beigetragen. Die wichtigste Idee
sei, dass es ueberall Gerechtigkeit geben
muesse, unter allen Menschen, und dass Juden
fuer alle Menschen ein Beispiel sein muessten,
indem sie sich bemuehten ein gerechtes Leben zu
fuehren und selbst eine gute Gesellschaft
aufzubauen. In Eretz Israel wuerden Juden, die
auf dieses Ideal stolz waeren, eine Gesellschaft
errichten, die auf Ehrlichkeit und Gerechtigkeit
basieren wuerde. In so einer Gesellschaft werde
das Judentum neues Leben erhalten. Man werde
juedische Geschichte und Kultur studieren, und
Lehrer wuerden von Israel aus in alle Gebiete
reisen, wo Juden lebten. In diesem Sinne werde
Israel das spirituelle Zentrum eines erneuerten
juedischen Lebens sein und dieses Leben allen
Gemeinden des Exils einhauchen. Achad Ha-Ams
Ideal war so kraftvoll, dass viele Zionisten
seinen Lehren folgten, obwohl es andere
ablehnten und seine Ansichten bekaempften.
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Updated: 11/12/00