Unter britischer Verwaltung 1918-1948
Die Haganah
Die Haganah war die militaerische Untergrundorganisation des Jischuw in Eretz Israel zwischen 1920 und 1948. Die arabischen Aufstaende von 1920 und 1921 bestaerkten die Auffassung, dass es unmoeglich war, sich auf die britische Obrigkeit zu verlassen, und dass der Jischuw unabhaengige Verteidigungsstreitkraefte aufstellen musste, die keiner fremden Autoritaet unterstanden. Im Juni 1920 wurde die Haganah gegruendet.
Bis 1929 war die Haganah eine lose Organisation lokaler Verteidigungskraefte in den grossen Staedten und einigen Siedlungen. Die arabischen Aufstaende 1929 brachten eine totale Veraenderung des Status der Haganah mit sich.
- Die Haganah wurde eine grosse Organisation, die fast alle Jugendlichen und Erwachsenen in den Siedlungen umfasste, aber auch jeweils einige tausend Mitglieder aus den Staedten.
- Fuer Mitglieder der Haganah wurden umfassende Trainingsprogramme und Offizierskurse eingefuehrt.
- Zentral gelegene Waffenlager wurden eingerichtet, die regelmaessig mit leichten europaeischen Waffen aufgefuellt wurden.
- Gleichzeitig wurde die Herstellung von Waffen im Untergrund organisiert.
Zwischen 1936 und 1939, ebenfalls Jahre mit arabischen Revolten, reifte die Haganah heran und entwickelte sich von einer Miliz zu einer militaerischen Organisation. Obwohl die britische Verwaltung die Haganah nicht offiziell anerkannte, arbeiteten die britischen Sicherheitskraefte doch mit ihr zusammen und bildeten Zivilpatrouillen wie die Juedische Siedlungspolizei (J.S.P.) und die Juedische Hilfspolizei (arabisch: Ghafir). Im Sommer 1938 wurden unter dem Kommando von Captain Orde Wingate die Besonderen Nachtkommandos (S.N.S.) gegruendet.
In den Jahren der Revolten schuetzte die Haganah die Gruendung von ueber 50 neuen Siedlungen in den Grenzgebiete. Die antizionistische Politik der Briten, die im Weissbuch von 1939 ihren Ausdruck fand, fuehrte dazu, dass die Haganah die illegale" Einwanderung unterstuetzte und Demonstrationen gegen den britischen Antizionismus organisierte.
Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges stellte die Haganah vor neue Probleme. Zur Haganah gehoerte eine Organisation Freiwilliger, aus der Einheiten fuer den Dienst in der britischen Armee gebildet wurden. Die Haganah arbeitete auch mit dem britischen Geheimdienst zusammen und schickte Leute auf verschiedene Missionen im Nahen Osten. Ein weiteres Beispiel fuer diese Zusammenarbeit sind die 32 juedischen Fallschirmspringer, die zwischen 1943 und 1944 hinter der Front am Balkan, in Ungarn, der Slowakei und anderen europaeischen Laendern absprangen.
Gleichzeitig staerkte die Haganah ihre Autonomie. Fuer die Jugend wurde ein systematisches Trainingsprogramm eingefuehrt. 1941 entstand das erste mobilisierte Regiment der Haganah, die Palmach.
Nach Kriegsende, als es deutlich wurde, dass Grossbritannien nicht beabsichtigte, ihre antizionistische Politk zu aendern, begann die Haganah als Vereinte Juedische Widerstandsbewegung, die aus der damaligen Vereinigung von Haganah, Irgun Zwa´I Leumi und Lechi hervorgegangen war, einen offenen, organisierten Kampf gegen die britische Mandatsregierung.
In die D.P. (Displaced Persons) Lager in Europa wurden Mitglieder der Haganah entsandt und begleiteten die illegalen" Einwandererschiffe nach Palaestina. Im Fruehjahr 1947 uebernahm es David Ben Gurion persoenlich, die Haganah zu fuehren, vor allem im Hinblick auf die erwarteten arabischen Angriffe. Am 26. Mai 1948 beschloss die provisorische Regierung Israels, dass die Haganah die offizielle Armee des Staates sein sollte: Zwah Haganah LeIsrael"- die israelischen Verteidigungsstreitkraefte.
Irgun Zwa´I Leumi - "Nationale Militaerorganisation" ("Etzel")
Die bewaffnete juedische Untergrundorganisation "Etzel" wurde 1931 durch eine Gruppe Haganahbefehlshaber gegruendet, die die Haganah aus Protest gegen deren Verteidigungsprogramm verlassen hatten. Waehrend des arabischen Aufstandes von 1937 spaltete sich die Irgun. Ungefaehr die Haelfte der Mitglieder kehrte zur Haganah zurueck, die zweite Haelfte gruendete einen neuen "Etzel", der ideologisch mit der revisionistischen Bewegung verbunden war, und deren Vorsitzenden Vladimir Jabotinsky als seinen Anfuehrer betrachtete.
Der Etzel" lehnte die zurueckhaltende" Politik der Haganah ab und fuehrte Vergeltungsschlaege gegen die Araber aus, die von der Jewish Agency verurteilt wurden. Viele "Etzel"-Mitglieder wurden von den Briten verhaftet, einer von ihnen, Schlomo Ben Josef, wurde gehaengt, weil er einen arabischen Bus beschossen hatte. Nach der Veroeffentlichung des Weissbuches von 1939 richtete der "Etzel" seine Aktivitaeten auch gegen die britischen Mandatsbehoerden.
Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges erklaerte der Etzel" einen Waffenstillstand, dem eine weitere Spaltung der Gruppe folgte. Ein Teil der Mitglieder schloss sich den palaestinensischen Einheiten der britischen Armee und spaeter der Juedischen Brigade an.
Ab 1943 stand der "Etzel" unter der Fuehrung Menachem Begins. Im Februar 1944 erklaerte der "Etzel" der britischen Verwaltung den Krieg. Er ueberfiel und sprengte Regierungsgebaeude, militaerische Anlagen und Polizeistationen. Die Jewish Agency und die Haganah gingen in einer gemeinsamen Aktion unter dem Decknamen Sezon" gegen den "Etzel" vor. Der "Etzel" schloss sich zwar der Juedischen Widerstandsbewegung an, fuehrte aber nach deren Auflassung im August 1946 die Angriffe auf das britische Militaer und die britische Verwaltung weiter.
Im April 1947 wurden vier Mitglieder im Militaergefaengnis von Akko gehaengt. Im Mai 1947 drang der "Etzel" in die Festung von Akko ein und befreite 41 Gefangene. Nachdem im Juli 1947 drei weitere Mitglieder hingerichtet worden waren, haengte der "Etzel" zwei britische Sergeanten.
Nach der Unabhaengigkeit erklaerte sich das militaerische Kommando des "Etzel" bereit, die Organisation aufzuloesen und seine Mitglieder in die neue Armee des Staates Israel zu integrieren. Diese Integration wurde im September 1948 abgeschlossen.
Lochamei Cherut Israel ("Lechi")
Nachdem der Etzel" zu Beginn des Krieges mit den Briten einen Waffenstillstand geschlossen hatte, gruendete Abraham Stern im Juni 1940 die Organisation "Lechi" als bewaffnete Untergrundorganisation. Lechi" erklaerte, den Kampf gegen die Briten weiterzufuehren, lehnte den freiwilligen Eintritt von Juden in die britische Armee ab und versuchte sogar, mit Repraesentanten der Achsenmaechte Kontakt aufzunehmen.
Im Jaenner und Februar 1942 erreichten die Zusammenstoesse zwischen der "Stern-Gruppe" und den Briten einen Hoehepunkt. Die Briten reagierten mit der Verhaftung und Toetung fuehrender Mitglieder der Gruppe, darunter auch Abraham Stern. 1944 nahm der "Lechi" seine Aktionen gegen die Briten wieder auf und trat der Juedischen Widerstandsbewegung bei. Waehrend und nach dieser Zeit fuehrte der "Lechi" Sabotageakte und Angriffe auf britische militaerische Ziele und Regierungsgebaeude durch. Im April 1947 begann der "Lechi" auch mit Sabotageakten ausserhalb Palaestinas und schickte zum Beispiel Briefbomen an britische Politiker.
Zwei Wochen nach der Unabhaengigkeitserklaerung schlossen sich "Lechi" Mitglieder der israelischen Armee an. In Jerusalem jedoch kaempfte der "Lechi" auf eigene Faust weiter. Nach der Ermordung des schwedischen UN Vermittlers, Graf Folke Bernadotte, die einer Gruppe von "Lechi" Mitgliedern zugeschrieben wurde, setzte die israelische Regierung die endgueltige Aufloesung des "Lechi" durch.
Die Juedische Widerstandsbewegung
Als sich gegen Ende des Zweiten Weltkrieges herausstellte, dass die Briten ihre antizionistische Politik nicht aendern wuerden, organisierte der Jischuw eine Juedische Widerstandsbewegung, die von Haganah, "Etzel" und "Lechi" gemeinsam geleitet wurde.
Das erste Unternehmen der Juedischen Widerstandsbewegung wurde im Oktober 1945 durchgefuehrt, als eine Palmach Einheit das Lager in Atlit angriff und die 208 "illegalen" Einwanderer befreite, die dort interniert waren. Im November 1945 demonstrierte die Widerstandsbewegung ihre ganzen Kraefte, indem sie einen grossangelegten Angriff auf das Eisenbahnnetz des Landes initiierte und mehrere Kuestenpatrouillenschiffe versenkte. In den folgenden Monaten fuehrte die Widerstandsbewegung weitere Angriffe auf britische Polizeistationen, Kuestenwachstationen, Radaranlagen und Flugplaetze aus.
Im Juni 1946 sprengte sie die Bruecken zwischen Palaestina und den Nachbarstaaten. Die britischen Behoerden reagierten auf diesen Angriff am 29. Juni 1946 ("Der schwarze Samstag") indem sie Mitglieder der Exekutive der Jewish Agency verhafteten. Britisches Militaer durchsuchte die juedischen Siedlungen nach Waffenverstecken und verhaftete tausende Menschen. Die Jewish Agency gebot den bewaffeten Angriffen gegen die Briten Einhalt, "Etzel" und "Lechi" verweigerten jedoch den Gehorsam. Im Juli 1946 sprengte der "Etzel" das britische Hauptquartier im King David Hotel in Jerusalem. Regierungsbeamte, Zivilisten, Briten, Juden und Araber kamen bei diesem Anschlag ums Leben. Diese Aktion, die von der Jewish Agency und der Haganah ausdruecklich verurteilt wurde, bedeutete das Ende der Juedischen Widerstandsbewegung.
Die Juedische Brigade
Die Juedische Brigade war die einzige unabhaengige, nationale, juedische Einheit in der britischen Armee und den gesamten allierten Streitkraeften. Die Juedische Brigade bestand hauptsaechlich aus Juden aus Palaestina und hatte ein eigenes Abzeichen. Sie war das Ergebnis langer Bemuehungen des Jischuws und der Zionistischen Bewegung, eine anerkannte Teilnahme und Vertretung des juedischen Volkes im Krieg gegen Nazi-Deutschland zu erreichen.
1940 wurde es den palaestinensischen Juden gestattet, sich in den juedischen Kompanien, die dem "East Kent Regiment", den "Buffs", angeschlossen waren, aufstellen zu lassen. Diese Kompanien wurden in die drei Infanteriebataillone des neugegruendeten palaestinensischen Regiments aufgeteilt. Die Battaillone wurden nach Cyrenaika und Aegypten verlegt und erhielten dort, wie bereits in Palaestina, vor allem Bewachungsauftraege. Die juedischen Soldaten stellten jedoch die Forderung, unter juedischer Flagge an den Kaempfen teilnehmen zu duerfen.
Erst im September 1944 erlaubten die Briten die Gruendung einer Juedischen Brigade. Sie bestand aus einer juedischen Infanterie, Artillerie und Versorgungseinheiten. Nach einem Ausbildungsprogramm in Aegypten nahmen die 5000 Soldaten der Juedischen Bridgade an den entscheidenden Kaempfen an der italienischen Front teil. Im Mai 1945 wurde die Brigade in den Nordosten Itraliens verlegt, wo sie zum ersten Mal auf Schoahueberlebende traf. Die Juedische Brigade wurde zu einem Hauptfaktor der "illegalen" Einwanderung.
Im Sommer 1946 wurde von den britischen Behoerden beschlossen, die Juedische Brigade aufzuloesen.
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Created: 16/11/00 Updated: 11/12/00